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Magazin: Preise & Stipendien · S. 340 - 341
Magazin: Preise & Stipendien , 1986

HANNE WESKOTT
Der Utopie eine Chance geben

DIE MÜNCHNER ARCHITEKTURGALERIE

Seit gut einem Jahr gibt es in München eine Architekturgalerie. Sie hat in der Presse mehr Aufsehen erregt als manch andere Galerieneugründungen. Das Ehepaar Heidi und Horst Haffner wollten mit dieser Galerie etwas verwirklichen, worin sich beider Interessen treffen. Er ist gelernter Architekt und Fraktionsvorsitzender der FDP im Münchner Stadtrat; sie ist seit einigen Jahren wieder freischaffend als Künstlerin tätig. Er nennt die Galerie seine ‘Kulturnische’ und hegt schon von dieser Auffassung her keinerlei erzieherische Absichten. Vielmehr geht es beiden um ‘gute Architektur und gute Kunst’. Verdienen kann dieses doppelte Gütesiegel nur eine echte Arbeitsskizze. Die Spuren, die die einzelnen Entwurfsvorgänge hinterlassen, sagen über die geistige Arbeit in der Entwicklungsphase mehr aus, als der fertige Plan. Die gesuchte Schönheit hat also nichts mit einem ästhetischen Perfektionismus zu tun, sondern wird von der ablesbaren Gedankenarbeit in bezug auf ein Projekt bestimmt.

Selbstverständlich gibt es auch hier die Unterschiede zwischen den begnadeten genialen Zeichnern und den fleißigen penibelen. So haben auch die Haffners erfahren müssen, daß sich die konstruktive Eleganz eines Giorgia Grassi leichter verkaufen läßt als die eher herbe Arbeit von COOP HIMMELBLAU. Aber im wesentlichen geht es um Architektur, um neue Ideen, Denkanstöße und Utopien. Es geht den Haffners vor allem auch um die im Paragraphendschungel längst erstickte Individualität von Architekten. Nur in der Stärkung des Individuums liegt die Chance, daß Architektur vom Verschandler unserer Umwelt wieder zu einer Bereicherung werden kann. Gerade die einstmals so schöne Haupt- und Residenzstadt München ist ausgesprochen…


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