Die Brisanz von Beuys liegt im Detail.
Marion Ackermann im Gespräch mit Heinz-Norbert Jocks
Marion Ackermann, 1965 in Göttingen geboren, leitete von 2003 bis 2009 das Kunstmuseum Stuttgart. Nun hat sie den Dienst als Nachfolgerin von Armin Zweite in der Düsseldorfer Kunstsammlung NRW angetreten. Sie studierte in Kassel, Göttingen, Wien und München Kunstgeschichte, Geschichte und Germanistik und promovierte über die autobiographischen und theoretischen Texte von Wassily Kandinsky. Mit ihr sprach Heinz-Norbert Jocks über ihr Verständnis von Kunst und ihre Pläne für Düsseldorf einige Tage nach dem Fest, mit dem die international angesehene Kunstsammlung NRW nach zweijährigen Umbau wiederöffnet wurde. Durch einen Anbau ist die Ausstellungsfläche auf mehr als 5000 Quadratmeter beinah verdoppelt. Dadurch ergeben sich ganz neue Möglichkeiten.
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Heinz-Norbert Jocks: Gehört es zu Ihrem Programm für dieses Haus, neue Wege zu erproben?
Marion Ackermann: Darüber habe ich lange nachgedacht. Denn Behutsamkeit und Sorgfalt ist auch in dem Sinne notwendig, dass man an Gewachsenes und Bestehendes anknüpft. So ging es zunächst darum, zu definieren, worin die Stärken und die Schwächen der Sammlung bestehen, auf welchem Fundament man zu arbeiten beginnt. Zu den großen Stärken im Bereich der Klassischen Moderne gehört, dass es sich um eine der besten und geschlossensten Sammlungen der europäischen und amerikanischen Moderne handelt. Aber sie ist eben auf diese Kontinente fixiert. Und im Bereich der zeitgenössischen Kunst dominieren Positionen der 80er Jahre, darunter viele Düsseldorfer und somit auch die Vertreter der Becher-Schule. Darüber hinaus spiegelt sich in der Sammlung keine globale Perspektive wider; im Ausstellungsprogramm kam sie ansatzweise vor. Wenn man nun…