Die Glücksfälle des Lebens
Statt eines Nachrufs; Werner Schmalenbach im Gespräch mit Heinz-Norbert Jocks
Werner Schmalenbach ist tot. In Göttingen geboren, aber in Basel aufgewachsen, wechselte er 1962 von der Kestner Gesellschaft in Hannover nach Düsseldorf, wo er bis zur Pensionierung die weltweit angesehene Kunstsammlung NRW, eine Sammlung moderner Malerei aufbaute. Als einer der großen Museumsdirektoren der Nachkriegszeit, der Bücher über afrikanischer Kunst, über Schwitters, Klee, Bissier, Miró, Schumacher, Tàpies, Chillida u.a. schrieb, hat er das Sammeln nie wissenschaftlich verbrämt, ist nie Richtungen, Programmen, Theorien, Trends oder neuen Bewegungen hinterhergelaufen. Er ist auf beneidenswerte Weise ein beinah naiver, darum vielleicht auch glücklicher, gar lustbetonter Mensch geblieben. Über Glück und Unglück im Leben und in der Kunst sprach mit ihm Heinz-Norbert Jocks einige Monate vor seinem Tod. Er wurde 89 Jahre alt..
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Heinz-Norbert Jocks: Ist Glück für Sie ein Thema?
Werner Schmalenbach: Ja, natürlich! Nur weiß ich nicht, ob mir dazu, wenn wir jetzt darüber so ins Ungewisse hineinreden, etwas gelingt. Aber ein Thema ist es ganz gewiß, sonst hätte ich nicht darüber bei meiner Abschiedsrede in der Kunstsammlung NRW geredet. Ich bin schon verwundert über das viele Glück, das ich in meinem Leben gehabt habe, und zwar in Gestalt von Zufällen. Ja, der Zufall als Glücksfall kennzeichnet mein ganzes Leben. Wiederholt gab es rätselhafte Glücksfälle mit zum Teil enormen Folgen. Immer wieder passierten Dinge, die von mir nicht angestoßen worden waren. So beruht der Eintritt der afrikanischen Kunst in mein Leben auf einem bis heute unbegreiflichen Zufall oder Glücksfall. Meine Entdeckung der…