Sabine Müller
Dorothee Joachim: Der innere Raum
Michel Sauer – Berg Baum Tisch Methode
Ehemalige Reichsabtei Aachen-Kornelimünster, 12.5. – 1.7.2007
Dass eine malerische Position einer bildhauerischen gegenübergestellt wird, ist in Kornelimünster gängige Praxis. Der Besucher wird aber nicht immer mit solch dialektischer Stringenz durch den parcours du logis geführt wie in dieser Doppelausstellung von Dorothee Joachim und Michel Sauer. Nachdem im Entrée zunächst der jeweils eigene Standpunkt mit einem bizarren – und selbstredend korallenroten – „Korallengestell“ des Bildhauers Michel Sauer links und zwei blass bläulichen Tafeln der Malerin Dorothee Joachim rechts neben der Tür vorgestellt wurde, wartet der zentrale Barocksaal mit einem desto kühneren Exempel gegenseitiger Stimulierung auf. Die schon durch ihre übermannshohe Größe aus dem sonst eher handlichen Maßstäben verpflichteten Werk Sauers herausragende Arbeit „Condominio“ (italienisch für „Mehrfamilienhaus“) ist genau in der Raummitte platziert, so dass die rundum an den Wänden in gleichmäßigem Abstand mittig gehängten Bildtafeln Joachims wie strahlenförmig darauf ausgerichtete Farbvolumen erscheinen. Keine Frage, diese zentripetale Ausrichtung verbindet sich bestens mit der auf Symmetrie und Zentrierung fußenden, barocken Raumauffassung, während Rhythmisierung und Farbigkeit ihren Impuls aus der stuckgefasster Deckenmalerei beziehen, so dass sich insgesamt ein gleichgewichtiges Farb- und Formenspiel aus historischen und modernen Elementen herstellt. „Condominio“ – eine in bester bildhauerischer Tradition streng aus den geometrischen Volumen Zylinder und Kegel aufgebaute Form aus verzinktem Stahl – hat mit ihren drei stelzenartigen Beinchen und den aus dem oberen Teil herausragenden, kurzen Fortsätzen keinen leichten Stand als Dompteuse dieser vorwitzig an den Wänden tanzenden Bildtafeln. Denn dieses statuarische Gegengewicht brauchen die…
