vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Ausstellungen: Essen · von Marcus Lütkemeyer · S. 361 - 362
Ausstellungen: Essen , 2001

Marcus Lütkemeyer
Einsiedler-Vorübergehend

Seid schnell, auch im Stillstand!” So könnte der Imperativ unserer auf Beschleunigung ausgerichteten Alltagswelt lauten. Virtueller und materieller Overflow treiben eine Vernetzung voran, deren komplexe Strukturen auch kleinste Ordnungen, wie das Private, durchdringen und überlagern – was die eigene Verortung im flirrenden Medienstrom zunehmend erschwert.

Nischen der Selbstreflexion, zumindest in künstlerischer Hinsicht, aufzuzeigen und zu schaffen, ist Anliegen des Kurators Necmi Sönmez. Seit Beginn des Jahres im Museum Folkwang verantwortlich für zeitgenössische Kunst, plant Sönmez unter dem Titel “Einsiedler-Vorübergehend” eine zweijährige Ausstellungsreihe mit dem Ziel, künstlerischen Strategien nachzugehen, die in einer selbstgewählten, zeitlich begrenzten Zurückgezogenheit entstanden sind. Den ersten Teil konzipiert Sönmez nun als “Gruppenausstellung”, wobei er auf eine inhaltlich forcierte ‘Zusammenschau’ verzichtet. So versteht sich die Versammlung in Essen als Einzelpräsentation sechs junger internationaler Künstler in einem einheitlichen Vor-Ort-Kontext.

Separiert durch Zwischenwände, verbindet die Akteure das Erproben unverbrauchter ästhetischer Ansätze, die zwar auf maßgebliche Medien rekurrieren, aber deren bloßen Inszenierung nicht erliegen. Vielmehr geht es um eine kalkulierte, subjektiv motivierte Anverwandlung medialer Techniken, um Bekanntes aus ungewohnten Perspektiven zu veranschaulichen und so zu neuen Deutungszusammenhängen zu gelangen. Dabei wird entgegen des “international style” der 90er Jahre gerade auch der individuelle Umgang mit national geprägten Systemen beleuchtet. Denn die Ausstellungsreihe beabsichtigt eine kommunikative Vernetzung künstlerischer Strukturen, die gleichwohl die Heterogenität des aktuellen Kunstgeschehens mitdenkt und wahrt.

Dass Medien ganz konkret für künstlerische Belange dienstbar gemacht werden können, führt Daniel Knorr (*1968) mit seinen zwei Bettel-Robotern vor. In Begleitung eigens unterrichteter sammelfreudiger Hospitanten, wollen die schlichten Blechkameraden im Essener Stadtbereich getreu dem…


Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei

von Marcus Lütkemeyer

Weitere Artikel dieses/r Autors*in