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Ausstellungen: Basel · von Ralf Christofori · S. 387 - 388
Ausstellungen: Basel , 2001

RALF CHRISTOFORI
En pleine terre

Museum für Gegenwartskunst Basel, 16.8. – 18.11.2001

Ein cremefarbener Anzug, Strohhut, bepackt mit Staffelei, Leinwand, Farbe und Pinsel – so oder ähnlich stellt man sich die Plein-air-Maler des 19. Jahrhunderts vor. Deren Werke versprühen weltweit in den Museen eine Aura von blühenden Landschaften, ungetrübter Naturerfahrung inmitten duftender Streuobstwiesen und – ab und an – stellvertretenden Spaziergängern. Heute fällt die Bilanz eines künstlerischen Landgangs entsprechend ernüchternd aus, und, wenn wir ehrlich sind: der cremefarbene Anzug hat sich in der freien Wildbahn schon immer als unpraktisch erwiesen.

“En pleine terre” nennt sich jetzt die zeitgenössische Wendung einer Ausstellung im Basler Museum für Gegenwartskunst, die gleichsam an die genannte Tradition des Genres erinnert, wenn auch nur sehr entfernt. Bernhard Mendes Bürgi, erst seit wenigen Monaten Direktor der Öffentlichen Kunstsammlung, hat diese Schau zusammengestellt, diese “Wanderung zwischen Landschaft und Kunst”, aber vergeblich sucht man die wahre, schöne, gute Natur. Eine beschauliche Wanderung durch die Landschaft erwartet man von den ausgestellten Arbeiten nicht, eine ungetrübte Naturerfahrung noch weniger.

Und doch: gleich zum Auftakt der Ausstellung trifft man tatsächlich auf zwei Herren im (Gott sei Dank nicht cremefarbenen) Anzug, sie spazieren durch üppiges Grün, rasten zwischendurch an den Ufern eines kleinen Teichs. Es sind Gilbert and George, die beiden britischen Inszenatoren, die sich hier in sechs gemalten(!) Triptychen verewigt haben. Die “Paintings (With Us in the Nature)” sind 1971 entstanden, und in einem Zertifikat erklären die Künstler: “This Sculpture we have lived. It was the Summer of 1970 …” Allein schon diese gelebte Naturidylle lohnt…


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von Ralf Christofori

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