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Titel: Inszenierte Fotografie II · S. 168 - 167
Titel: Inszenierte Fotografie II , 1986

Floris Neusüss

Während die Mittel der Malerei, namentlich Farbe, Bildträger und Malinstrument, schon seit geraumer Zeit Gegenstand künstlerischer Recherche sind, beschränkt sich die Auseinandersetzung mit der »materiellen« Seite der Fotografie bislang meist auf ihre physikalische Seite. Der unermüdliche »Neuerer« Sigmar Polke war es, der zusammen mit Achim Duchow in den 70er Jahren begann, systematisch die chemischen Vorgänge des fotografischen Verfahrens künstlerisch auszubeuten. Damit schuf er eine Verbindung zwischen Malerei und Fotografie, ohne sich der Brücke des Abbildhaften zu bedienen. Floris Neusüss, ausgebildet als Künstler und als Fotograf, griff diese Ansätze später auf und schuf großformatige »Fotomalereien« auf der Basis einer kameralosen Fotografie. Vorher hatte er schon dem künstlerischen Ausdrucksmittel des Fotogramms neue Perspektiven eröffnet. Ihm war es als erstem gelungen, Fotogramme von ganzen menschlichen Körpern herzustellen. Durch die Kombination von Fotografie und Malerei übernehm er die Kontrolle über den technischen Prozeß der faktischen Bildwerdung vollständig in die eigene Hand. Er entwickelte buchstäblich mit dem Rüstzeug des Malers fotografische Bilder, die, obwohl ausschließlich mit »fotografischen« Mitteln produziert, an die spontanen Gebilde der »Neuen Malerei« erinnern. Mitunter entschied er auch – wie Polke in manchen Bildern aus der Mitte der 80er Jahre -, den chemischen Prozeß nicht zu fixieren, sondern sich quasi selbst zu überlassen. Auch wenn Neusüss sich danach wieder stärker den Möglichkeiten der Fotografie näherte, sind auch seine letzten fotografischen Bilder stärker den Kategorien der bildenden Kunst verpflichtet als denen der traditionellen Fotografie. Neusüss hat das hermetische »Image« der Fotografie durchbrochen und es mit seinen künstlerischen Imaginationen angefüllt. Gleichwohl läßt er…

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