K.O. GÖTZ:
»Ich fordere den Zufall heraus, wobei die Schnelligkeit als Mittel zur Überraschung dient«
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Man hat der deutschen Nachkriegsmalerei, vor allem der Abstraktion, den wiedergewonnenen Internationalismus zuerst nachgerühmt, später aber zum Vorwurf gemacht. Er sei, so hieß es seit den späten Sechzigern, Verleugnung einer unverarbeiteten Tradition. Dennoch hat die abstrakte Malerei hierzulande unverwechselbare, ja spezifisch deutsche Charaktere hervorgebracht. Ein besonderer Fall ist der in Aachen geborene Maler K.O. Götz, der am 22. Februar seinen achtzigsten Geburtstag feierte. Er gehörte einmal zur vordersten Front der Nachkriegsavantgarde als ein für Experimente aufgeschlossener Geist, den es immer wieder nach Paris zog. Dort lernte er über den Kunstschriftsteller Edouard Jaguer den Papst der Surrealisten, André Breton, kennen, aber auch mit Wols, Fautrier, Mathieu, Tapiès oder Max Ernst kam er zusammen. 1949 wird Götz einziges deutsches Mitglied der Gruppe “Cobra”. Drei Jahre später tat er sich in Frankfurt mit drei Künstlerfreunden, Schultze, Greis und Kreutz, zur Gruppe “Quadriga” zusammen und begründete eine deutsche Schule des Tachismus. Die Franzosen erkannten hier gleich die Wiedergeburt deutscher Romantik. In seiner allzu breit angelegten Autobiographie berichtet er über Freunde und Weggefährten wie Hans Arp, Hans Hartung und Gerhard Hoehme, erzählt der ehemaliger Professor der Düsseldorfer Kunstakademie anekdotisch von seinen Schülern, unter ihnen Gotthard Graubner, Sigmar Polke, Gerhard Richter und Franz Erhard Walther. Sein Weg zum Informel verlief über den Surrealismus. Wichtig ist ihm bis heute das Prinzip der durch Schnelligkeit erpreßten Spontaneität. In der scheinbar willkürlich wilden Faktur der Bilder bleiben technischer Reichtum und…