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Titel: Kunst und Geld · von Jürgen Raap · S. 188 - 189
Titel: Kunst und Geld , 2000

Jårg Geismar: Low Budget

1990 zeigte der Düsseldorfer Künstler Jårg Geismar in der Kölner Offermann-Galerie eine Installation, deren zentrales Moment das Tacker-Geräusch einer Preisschildmaschine war, mit der im Supermarkt die einzelnen Waren ausgezeichnet werden. Diese Preisschilder, die von den hiesigen Ordnungsbehörden nach dem Wettbewerbsrecht vorgeschrieben sind, offenbaren ein dogmatisches Verfestigen absolut verbindlicher Festpreise, während sich in der Dynamik des Bazarhandels der monetäre Wert einer gekauften Ware aus der Geschicklichkeit beim Feilschen ergibt.

Für Geismar sind solche Preisschildchen “Decorative Things”, ihre Signalfarbigkeit hat im Supermarkt wie in der künstlerischen Installation einen malerischen Eigenwert, den aber am im Kühlregal niemand so wahrnehmen würde. Für sich genommen dokumentieren sie noch keinen Geldwert, sondern erst dann, wenn sie auf einen konkreten Gegenstand aufgeklebt werden und den genauen Preis einer Ware bezeichnen. Der Standardisierung der Waren entspricht die Standardisierung der Preise – man kann in jedem Drogeriemarkt verifizieren, dass dort alles nur 1,99 Mark oder 3,98 Mark kostet (zu Beginn des Jahres 1999 stellte die Kölner Produzentengalerie “Article” Kunstwerke aus, bei denen alle Preise mit 19,99 Mark oder 199,90 Mark angegeben waren).

Eine künstlerische Variante solcher Etiketten sind die Aufkleber, mit denen Geismar seit 1989/90 auf die aktuellen Orte seiner Ausstellungen hinweist: “$MILE” (mit Dollarzeichen statt “S”) oder “LOW BUDGET” sind als Titel der jeweiligen Ausstellungen angegeben, dazu die Telefonnummern des Ausstellungsortes. In der Kieler Kunsthalle hatte er 1997 zum Thema “Low Budget” rund 28.000 Kleinmünzen auf den Wänden ausgebreitet, jeder einzelnen war mit Filzstift ein lächelndes Gesicht aufgemalt.

Ein freundliches Lächeln pflegt bekanntlich die Kommunikations-Atmosphäre aufzulockern, doch hier…

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