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Ausstellungen: Essen · von Thomas W. Kuhn · S. 334 - 335
Ausstellungen: Essen , 2011

Thomas W. Kuhn
Joel Sternfeld

»Farbfotografien seit 1970«
Museum Folkwang, Essen, 13.7. – 23.10.2011

Es ist eine der verstörendsten Aufnahmen der jüngeren Fotografiegeschichte: ein Feuerwehrmann steht seelenruhig an einem Verkaufsstand vor einer Auswahl Kürbisse, während im Hintergrund Flammen aus dem Dach eines Einfamilienhauses schlagen. Seine Kollegen scheinen im Hintergrund verzweifelt bemüht, den Brand zu löschen. Das Bild wirkt wie ein Gleichnis auf Krisenlagen, in denen ein Teil der Menschen fortzufahren scheint, als wäre nichts geschehen – Business as usual.

Im Fall des Brandes, den Joel Sternfeld in seinem Bild „American Prospects: McLean, Virginia, December 1978“ablichtete, handelte es sich – das beruhigt und enttäuscht zugleich – um eine Feuerwehrübung des McLean Volunteer Fire Department. Dieses häufig reproduzierte Bild wurde jedoch nicht zur Werbung für die erste europäische Retrospektive des 1944 in New York City geborenen Fotografen gewählt. Statt dessen entschied man sich für zwei jugendliche Praktikanten, die auf der Wall Street ihren Mittagsimbiss verspeisen. Uniformiert im Business Dress wirken die zwei nicht eben wie Intelligenzbestien, während sie im Verlauf einer zufälligen Begegnung mit Joel Sternfeld in dessen Kamera blicken.

Tatsächlich ist das Bild ein gutes Motiv für den öffentlichen Raum, wo es vielfach plakatiert in Erscheinung tritt. Ob es zugkräftig Besucher in die Ausstellung lockt, die mit circa 130 von Sternfeld und Kuratorin Ute Eskildsen ausgesuchten Bildern einen guten Einblick in das Werk des New Yorkers bietet, darf man zwar bezweifeln. Das Bild darf aber als veritable Warnung aufgefasst werden, die Jugend dem Streben nach beruflichen und wirtschaftlichen Erfolg zu opfern. Man möchte den beiden…



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