Justin Hoffmann
Kopiegraphie – eine Belichtung österreichweit
Galerie MAERZ, 15.5. – 13.6.1990
Die Fotokopie ist billig und schnell herstellbar. Deswegen setzt sie sich durch. Auch in der Kunst und unabhängig von irgendwelchen Trends und Moden, wie sie auch ihre Schwester, die Fotografie, in der Entwicklung der bildenden Kunst erleben mußte. Um rund 100 Jahre jünger – Chester F. Carlson meldete im Jahr 1938 das Patent der Xerographie an -, befindet sie sich noch in einer Phase permanenter technischer Neuerungen. Die Fotokopie wird zunehmend präziser, größer, variabler und farbgenauer. Gerade Farbkopiergeräte konnten sich in den letzten Jahren unaufhaltsam verbreiten, obwohl sie bereits seit 1968 produziert werden. Besonders die zahlreichen Möglichkeiten des Farbkopiervorgangs sind es, die junge Künstler faszinieren.
So bestand nahezu die Hälfte der Arbeiten der Ausstellung “Kopiegraphie – eine Belichtung österreichweit” aus Farbkopien. Die Galerie MAERZ bot über zwei Stockwerke hinweg einen ausgezeichneten Überblick über den aktuellen künstlerischen Gebrauch dieses Mediums in Österreich. Arbeiten von 16 Künstlern wurden für diese Präsentation zusammengestellt.
Die Photocopy-Art hat längst aufgehört, auf ein DIN-A3-Blatt oder auf eine Fläche begrenzt zu sein. Die Brüder Bressnik arbeiten mit der Wirkung aufeinander geschichteter Kopien. Heiko Bressnik zeigte in einer Vitrine zwei Stapel aus je mehreren hundert Blättern. Auf ihnen wurde das Muster eines Mühlespiels abgelichtet. Bei einem dieser Stapel wurde bei jedem der aufeinanderliegenden Blätter eine immer kleiner werdende Kreisfläche ausgeschnitten, so daß die Form eines in den Block eindringenden Kegels entstand. Der andere Quader aus Fotokopien wurde genau umgekehrt behandelt. Das Mühle-Spiel-Muster dringt so kegelförmig nach außen. Uwe Bressnik arbeitet…