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Magazin: Aktionen, Pläne & Projekte · von Marius Babias · S. 434 - 435
Magazin: Aktionen, Pläne & Projekte , 1999

Marius Babias
Kunstherbst ’99: Baustein des Berlin-Marketings

Die Hauptstadt inszeniert mit Kunst-Events, der Kunstmesse Art Forum und Galerien-Rundgängen die Flucht in die Kultur

Als vor drei Jahren die Kunstmesse Art Forum gegründet wurde, schien der Anschluss an die internationale Kunstwelt endlich wiederhergestellt. Der Berlin-Mythos der 20er Jahre beflügelte die Phantasie. Geld und Glitter würden herabregnen. In den Augen der Berliner Künstler und Galeristen leuchteten schon die Dollarzeichen.

An der Schwelle zum neuen Millennium muss die Berliner Kunstszene aber desillusioniert erkennen: Das Biotop ist zwar gewachsen, aber es nährt sich nach wie vor von einer schwammigen Zukunftsprojektion und von einer realitätsfernen Nostalgie. Was jede vitale Kulturszene ausmacht, ihre wirtschaftliche Impulskraft, wird in Berlin wie eh und je künstlich imaginiert.

An der Kunstmesse Art Forum (30.9.-4.10.99) nahmen 151 Galerien aus 21 Ländern teil, aus den USA 21, aus Skandinavien 17, aus Österreich elf Galerien. Osteuropa war mit sechs Galerien vertreten. Um Einklagungen vorzubeugen, gab der Veranstalter European Galleries die Jurymitglieder unter Vorsitz von Thomas Schulte bekannt, u.a. Claes Nordenhake, Rose-Marie Schwarzwälder, Theodora Vischer und Stephan Schmidt-Wulffen. Prompt produzierten sie einen Skandal, der viele Aussteller verärgerte. Die alteingesessene Berliner Galerie Poll wurde ausjuriert, die ihre Teilnahme daraufhin gerichtlich einklagte und aus Protest ihren Stand leer ließ.

Ein überflüssiges Malheur, denn die vom Veranstalter proklamierte junge Millenniums-Kunst war in den Messehallen kaum auffindbar – ob mit oder ohne Poll. Überhaupt war die Messeleitung recht nervös im Umgang mit der kritischen Öffentlichkeit – so wurde die vom Tagesspiegel eigens produzierte Beilage kurzerhand weggesperrt, sie war eine Spur zu kritisch geraten….


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