Edgar Schmitz
Michael Landy
»Art Bin«
South London Gallery, London, 29.1. – 14.4.2010
Schon zwei Monate vor der Ausstellung konnte man sich zur Beteiligung bewerben. Per Formular auf der Webseite konnte ein jeder Arbeiten anmelden, die dann im Kunstmülleimer verschwinden und ausgestellt werden würden. Die elegant nach oben strebende Plexiglas- und Stahlkonstruktion, die fast den gesamten Ausstellungsraum der South London Gallery einnimmt und die in ihr enthaltenen Arbeiten sowohl entzieht als auch vorführt, wie etwa eine Vitrine es würde, ist also erstmal eine groß angelegte Kunstentsorgungsanlage.
Landys eigentliche Arbeit zum Thema Zerstörung und Mystifizierung war Breakdown (2001), als er im leer stehenden C&A Kaufhaus mitten auf der Oxford Street seine sämtliche weltliche Habe zerlegen und klein stampfen, aufraspeln oder auch zerklumpen ließ. Assistenten im Overall arbeiteten am Fließband ab, was er über die Jahre von Geburtsurkunde bis Gary Hume Zeichnung, altem Saab bis zur Lederjacke seines schwerkranken Vaters alles so angesammelt hatte. Die Arbeit führte Landys zentrale Themen als ironisiertes Gesamtkunstwerk vor: der Künstler an der Schnittstelle von Opfermythos und heroischer Selbststilisierung, die Objekte immer haarscharf an der Naht von Zerstörung und Transsubstantiation. Die nach-konzeptionelle Verwandlung weltlicher Belange in das Material der Zeit enthobener Kunst war eher programmatisches Diagramm zur Kunst als Herausforderung an den Objektkult spätkapitalistischer Wirtschaftsformen. (Von heute aus betrachtet ist die von ihm inszenierte Zerstörung der Sedimentierungen biografischen Materials fest im Analogen verankert. Wie da mit dem Hammer eine Videokassette zerschmettert wurde, ist auch Zeitdokument auf die analoge Ära, geradezu ein Dokument des Biografischen vor seiner fast restlosen Auflösung…