Franz Thalmair
Poesie der Reduktion
»Minimal, Conceptual, Land Art«
Mumok, Wien, 17.9.2012 – 5.5.2013
Text und Kontext verhalten sich zueinander wie Henne und Ei. Welche der beiden Einheiten kommt vorher, welche nachher? Welche ist die Konsequenz aus der anderen und wie bedingen sie einander? Solche Fragen beschäftigen einen beim Besuch der Ausstellung „Poesie der Reduktion“ im Mumok, eine Sammlungsschau von Minimal, Conceptual und Land Art im Keller des Museums, mit der die zeitgleich stattfindende Personale „Lights“ von Dan Flavin – in den oberen Stockwerken – in „einen breiten internationalen Zusammenhang“ gestellt – also kontextualisiert – werden soll. Während das Neon der Arbeiten von Flavin die oberen Räume des Museums und die Wahrnehmung derselben zu transzendieren vermag, brillieren im Untergeschoss Schätze, die nur selten in dieser Fülle den Bauch des Museums verlassen.
Fragen nach dem Verhältnis von Text und Kontext, von Körper und Raum, Architektur und urbaner Geometrie sowie nach Subjekt und Objekt werden in der Ausstellung auch von VALIE EXPORT – neben Jo Baer, Charlotte Posenenske und Joan Jonas eine der wenigen Frauen in der Schau – verhandelt. Mit durchaus bekannten aber nicht minder gern gesehenen fotografischen Arbeiten wie „Bedrückung“ (1972), „Aufhockung“ (1972) oder „Starre Identität“ (1972), auf denen der Körper der Künstlerin in unterschiedlichen Posen im Stadtraum zu sehen ist, vereint EXPORT auf eindringliche Weise die drei mit der Ausstellung thematisierten künstlerischen Strömungen des vergangenen Jahrhunderts – Kunst als Idee, körperliche und gesellschaftliche Erfahrungen durch künstlerisches Handeln sowie minimale aber umso wirkungsvollere Eingriffe in Material und Form. In „Bedrückung“ (1972) kauert die…