Requiem for a Failed State
Halle 14 – Zentrum für zeitgenössische Kunst 14.04. – 05.08.2018
von Thomas Wolfgang Kuhn
Vor der Südküste Kubas liegt eine kleine Insel, deren Name und Existenz nur wenigen geläufig sein dürfte: Cayo Ernest Thaelmann, benannt nach dem 1944 ermordeten Vorsitzenden der KPD. Eine Bodenarbeit von Ariamna Contino (geb. 1984, Havanna) und Alex Hernández (geb. 1982, Havanna), in der die Umrisslinien der Insel nachgebildet werden, erinnert an dieses ferne Stück DDR, das 1972 in einem symbolischen Akt dem Arbeiter-und-Bauern-Staat von der kubanischen Regierung übergeben wurde.
Die Historie dieser Insel ist eine der vielen, wenig bekannten Geschichten über den ehemaligen deutschen Staat, von denen die Ausstellung in unterschiedlichen künstlerischen Positionen erzählt – thematisiert von einer jungen Künstlergeneration, die zum Ausklang der DDR noch Kinder waren.
Die ausgestellten Werke sind Zeugnisse der Aufarbeitung der DDR-Geschichte, die nicht zuletzt teils tragische Schicksale beleuchten. Der Vorgang erinnert an die Auseinandersetzung der Nachkriegsgeneration in den 1960er Jahren mit der Geschichte eines älteren gescheiterten Staats – dem Deutschen Reich. Es geht dabei über persönliche biografische Verbindungen der Künstler in die DDR-Zeit hinaus bis hin zur Beschäftigung mit den Vertragsarbeitern, vor allem afrikanischer Herkunft, deren Leben ebenfalls durch die DDR und ihrem Ende 1989/90 nachhaltig geprägt wurde.
Für die Unmöglichkeit, die Auseinandersetzung mit diesem Kapitel deutscher Geschichte zu beschließen, steht sinnbildlich eine Urne am Eingang zur Ausstellung. Die Künstlerin Susan Donath (geb. 1979, Apolda) wollte mit diesem Gefäß die Stasi-Unterlagen über ihre Familie zu Grabe tragen. Sie scheiterte jedoch bei dem Versuch, die Papiere zusammenzustellen, da die meisten…