Max Glauner
Rodney Graham
»Through the Forest«
Kunstmuseum Basel, 13.6. – 26.9.2010
Im zweiten Stock des Kunstmuseum Basel, Museum für Gegenwartskunst im St. Alban-Tal steht eine Flasche auf einem Podest hinter Glas. Über Inhalt und Zeit der Destille gibt das Etikett Auskunft: „Lobbing Potatoes at a Gong Vodka, 1969“. Man kann sich jetzt schon den künftigen Kunsthistoriker vorstellen, der nicht nur die roten Anfangsbuchstaben des Etiketts auf Akronyme des Autors Rodney Graham hin untersucht, sondern auch daraufhin, ob der Inhalt mit dem Etikett übereinstimmt. Denn da sind berechtigte Zweifel angebracht.
Das Museumsstück erscheint als finales Produkt in einer medialen Trias, die für den Inhalt bürgt: Eine schwarz-weiße Videodokumentation an der Wand, ein antiquierter Destillationsapparat. Der Betrachter wird zum Leser: Bezieht er die Destille auf das Destillat, wird die abgeforderte hermeneutische Leistung in Bezug auf das Video schon anspruchsvoller. Er muss wissen, dass Wodka aus Kartoffeln gewonnen wird, die der Künstler nun im Video vor einem studentischen Publikum nachlässig gegen einen Gong wirft, schlenzt. Lobbing heißt die Tätigkeit auf Englisch. Wobei man wieder beim Titel der Arbeit, dem Etikett und am Beginn von Grahams hermeneutischem Zirkel und wieder bei der Frage angekommen wäre, ob sich nun denn wirklich in der Flasche Wodka befindet oder nicht.
Es ist leichter in den hermeneutischen Zirkel hinein, als herauszukommen. Doch hier helfen die Jahreszahl 1969 und der Saalzettel mit weiteren Informationen. Denn die Kartoffel-Schlenz-Perfomance verdankt ihre Anregung einem Pink Floyd Konzert aus dem Jahr 1969. Auch hier wurden Kartoffeln auf geworfen. Die Aktion Grahams versteht sich also als Reenactment,…