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Ausstellungen: Baden-Baden · von Hans-Dieter Fronz · S. 352 - 353
Ausstellungen: Baden-Baden , 2006

Hans-Dieter Fronz
Stephan Balkenhol

Kunsthalle Baden-Baden, 15.7. – 17.9.2006

Er wolle keine geschwätzigen, expressiven und ausdrucksstarken Figuren schaffen, hat Stephan Balkenhol einmal gesagt. Er suche nach dem sachlich-neutralen Ausdruck, “von dem aus alle Zustände möglich sind”. Sein gestürzter Ikarus in Bronze aber, wie er die große Balkenhol-Retrospektive der Kunsthalle Baden-Baden eröffnete (die derzeit im Museum Küppersmühle in Duisburg Station macht, um anschließend nach Salzburg ins Museum der Moderne zu wandern), wirkte doch ziemlich ausdrucksstark, vergleichsweise expressiv. Zerschmettert am Boden liegend wie im ersten Saal der Baden-Badener Ausstellung, ragt die eigens für die Retrospektive geschaffene überlebensgroße Figur aus dem Oeuvre dieses Bildhauers heraus, den man mehr für seine farbig bemalten, halbrealistischen Figuren aus Holz kennt – jene männliche Figur im weißen Hemd zumal, die uns in Baden-Baden im großen Saal der Kunsthalle gleich in sechsfach-geklonter Ausführung entgegentrat (“Hexagon”, 1988).

Zwar ist der Mythenbezug bei Balkenhol, der an der Kunstakademie Karlsruhe als Professor für Bildhauerei arbeitet, nicht neu. Kennen wir von ihm doch das Motiv des Kentauren – auch tierfabelnahe Gestalten wie den Elefanten-, den Löwen- oder den Vogelmenschen. Doch dieser Ikarus ist nicht bloß ein weiteres Exemplar des Balkenholschen Bestiariums des Menschlichen. Kein launig hingesetzter Vogel-Mensch im schütteren Federkleid. Sondern eine Erzählfigur, so wie sich die Skulptur als ganze als eine raumgreifende und symbolgeladene Szene des Scheiterns darstellt. Und das bei einem Bildhauer, der das Erzählerische und die Symbolik normalerweise meidet wie der Teufel das Weihwasser. Womöglich bezeichnet der mythische Flieger einen Wendepunkt in Balkenhols Oeuvre.

Wodurch sich dieser Ikarus freilich doch ins Figurenarsenal des…


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von Hans-Dieter Fronz

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