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Ausstellungen: New York · von Ingo Arend · S. 359 - 361
Ausstellungen: New York , 2005

Ingo Arend
The Gates 1979-2005

Central Park, New York, 16.2. – 28.2.2005

5.500 Tonnen Stahl, zwei Drittel der Menge des Pariser Eiffelturms, 190.000 Kilometer Nylonfaden, zu 100.000 Quadratmeter Vorhangstoff für ein gut 20 Millionen Dollar teures Projekt verwoben: Angesichts solcher Dimensionen ließe sich auch Christo&Jeanne-Claudes neuestes Werk „The Gates“ Idee leicht als ästhetischer Prototypus von Guy Debords »Gesellschaft des Spektakels« für den entertainmentsüchtigen Spätkapitalismus denunzieren. Die über den ganzen Globus verteilten Projekte des Paars wurden über die Jahre immer gigantischer und ließen Tourismus- und Medienindustrie wie Pilze nach dem Regen aufschießen. Und als der republikanische Bürgermeister New Yorks, Michael Bloomberg, zur Begründung des Projekts nicht etwa ein ästhetisches Argument, sondern die 80 Millionen Dollar, die während des 16-tägigen Events in New Yorks leere Stadtkassen gespült würden, klang der Förderer des Künstlerpaars unfreiwillig genau wie einer von denen, die gern ihr Standortsüppchen auf diesen Projekten kochen. . Eine »Stadt des Optimismus« beschwor der Multimilliardär und Medienzar als Signalwirkung von The Gates, in der Metropole, die nach dem 11.9.2001 dringend ein Trostpflaster auf der ersten Wunde im Krieg der Kulturen brauchte.

Auf einen gigantischen Marketing-Gag, ein kommunalpolitisches Antidepressivum oder ein ästhetisch induziertes Konjunkturprogramm lässt sich Christo&Jeanne-Claudes Kunst dennoch nicht reduzieren. Dazu haben die beiden Jahrhundertgestalten eine viel zu eigenständige Formensprache entwickelt. Ihre Vorliebe für spektakuläre Interventionen in Raum und Alltag kann man auf die Avantgarde der russischen Revolution zurückführen, mit der sich der Kunststudent Christo Javacheff auf der Akademie in Sofia intensiv beschäftigte. Etwas von der Avantgarde-Methode der großflächigen Draperie steckt noch immer in…


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