Jürgen Raap
The Guggenheim Collection
Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, 21.6.2006 – 7.1.2007
Konkurrenz belebt das Geschäft. Als 1929 in New York das Museum of Modern Art gegründet wird, unternimmt der Industrielle und Kunstsammler Solomon R. Guggenheim eine sammlungspolitische Neuorientierung, aus der sich bald ein Konkurrenzprojekt zum MOMA herauskristallisiert. Seit er 1927 die deutschstämmige Künstlerin und Kunsttheoretikerin Hilla von Rebay kennen gelernt hatte, ließ er sich von ihr und ihrem Liebhaber Rudolf Bauer für die abstrakte Kunst begeistern. 1930 arrangiert Rebay einen Besuch im Dessauer Atelier von Wassily Kandinsky. Im Laufe der Jahre kauft Guggenheim schließlich rund 150 Arbeiten von Kandinsky, darunter auch das “Bild mit weißem Rand” aus dem Jahre 1913. Seine Sammlung an abstrakter Malerei wächst rasch. Bereits 1937 bringt Solomon R. Guggenheim seinen Kunstbesitz in eine Stiftung ein, die 1939 ein “Museum of Non-Objective Painting” eröffnet. Die Stiftungskuratorin Hilla von Rebay leitet bis 1952 die Geschicke dieses Museums. Dabei scheut sie sich allerdings auch nicht, dem Sammler ebenso ihre eigenen Werke und die ihres Lebensgefährten Rudolf Bauer anzudienen, der von Kunsthistorikern als eher zweitklassiger Kandinsky-Epigone beurteilt wird. Dass diese Einschätzung nicht ganz unzutreffend ist, kann man zu Beginn des Rundgangs nachprüfen, wo Bauers eher mäßiges “Blaues Dreieck” (1934) in Sichtweite von zwei Kandinsky-Meisterwerken hängt.
Bei den folgenden Stationen des Rundgangs bestätigt sich die Binsenweisheit, dass bei der Malerei keine noch so gestochen scharfe Katalog-Abbildung die Anschauung des Originals ersetzt. Auch in der besten Reprografie sieht man nicht, wie Georges Braque in seiner kubistischen Malerei auf einer kleinen Fläche…