vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Ausstellungen: Köln · von Jürgen Raap · S. 382 - 382
Ausstellungen: Köln , 1998

Jürgen Raap
Thomas F. Fischer

“La gaia scienza”
arting, Köln, 24.4. – 23.5.1998

Die Mathematik gilt als Inbegriff einer rationalistischen Vorgehensweise: In Formeln und Gleichungen, mit Kurven und Funktionen, mit Lehrsätzen und Berechnungen versucht sie Werte und Wahrheiten auszudrücken, sei es in absoluten Zahlen, oder sei es als Bruchstücke oder Teilmengen. Der solchermaßen ermittelte Zahlenwert (oder Stellenwert innerhalb eines Koordinatensystems) hat etwas Unverrückbares, auch als Bezifferung einer Relation zu anderen Werten.

Thomas F. Fischer notiert Berechnungen, Additionen zumeist, auf dem Zeichenpapier. Dies ist der Ausgangspunkt eines bildnerischen Prozesses. Zusammen mit Textfragmenten sind diese Notizen Spuren einer vernunftmäßig angelegten Suche des Menschen nach sich selbst. Aus dem Zusammenhang quantifizierbarer, d.h. meßbarer Werte lassen sich jeweilige Positionen im Weltgefüge ermitteln.

Doch wir wissen aus mancherlei Alltagserfahrungen, wie dehnbar die Interpretation von Statistiken ist, wie unverfroren mit Zahlen jongliert werden kann, wie nichtssagend manches Zahlenwerk ist. Der nüchterne, kühle Rationalismus gilt vielfach als ungeheuerlich – seine Erklärungsmodelle bedürfen der Humanisierung durch eine emotionale Komponente. Der Drang nach Gewißheit stößt dort an Grenzen, wo eine Unkalkulierbarkeit, eine Ungewißheit des Daseins immer die Oberhand behält. Fischer zitiert in seinen Zeichnungen Nietzsches “Fröhliche Wissenschaft” – die Ausstellung ist mit der italienischen Übersetzung “La Gaia scienza” betitelt, und darin steckt gleichzeitig auch ein Verweis auf die vorhellenistische Erdgöttin Gaia, die Mutter der Titanen.

Verborgenes, im Laufe der Geschichte in den tieferen Schichten des kollektiven Bewußtseins verschüttetes Wissen kann hier und dort schemenhaft sichtbar werden: Künstlerische Intuition ist eine der Antriebskräfte dazu. Diese Intuition entzieht sich jeglicher rationaler Grundlage, sie mündet nicht in…



Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei