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Ausstellungen: Köln · von Jürgen Kisters · S. 354 - 355
Ausstellungen: Köln , 1992

Jürgen Kisters
Ulrich Rückriem

Galerie Kewenig, Köln, 23.2. – 16.5.1992

Die Kraft des Steines ist die Kraft des Lebens: seine Schwere, seine Einfachheit, seine Wucht, seine Zartheit. Ulrich Rückriem führt das seit Jahren in seinen Skulpturen immer wieder neu vor: der Stein, Granit zumeist, als ein matter Block Wirklichkeit, dem seine Verwurzelung im Fels noch anzusehen ist, und der doch weit darüber hinausreicht, indem er ein Gefühl vom grundsätzlichen Gewicht der Welt erahnen läßt.

Der Stein wird von Rückriem stets nur geringfügig bearbeitet: gespalten, geschnitten, geschliffen; ganz nach den Verfahren, wie sie in der steinverarbeitenden Industrie eingesetzt werden. Aber diese Eingriffe genügen, um den Stein zu einer “einzigartigen” Skulptur zu machen: eine atemberaubende Kräftekonzentration, die bei der Schlichtheit der Mittel kaum zu vermuten wäre. Im Steinbruch sei ihm bewußt geworden, daß er die Kraft des Steines nicht mehr schwächen, höchstens verstärken wolle, hat Rückriem einmal gesagt. Das heißt, er respektiert den Stein aufs höchste und ordnet ihn nicht einer von außen herangetragenen Idee unter. Aber nichtsdestoweniger “macht” er etwas damit. Rückriem: “Das Material, seine Form, seine Eigenschaften und Ausmaße begrenzen meine bildnerische Tätigkeit.” Das gilt, obwohl er von einer bestimmten Gestaltungsidee ausgeht. Dieses Konzept stößt immer auf die unumstößliche Beschaffenheit des Rohblocks. Beides beeinflußt sich gegenseitig; entscheidend ist der wechselseitige, unauflösbare Dialog zwischen Material und Idee.

Die Kunst soll sich nicht in der Natur verlieren, sondern sie soll mit ihr verwechselt werden und auf diese Art zu ihr zurückverweisen. Wenige Eingriffe – wie spalten, schneiden, bohren, schleifen – genügen dazu. Der Bildhauer dringt in…


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