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Ausstellungen: Berlin · von Michael Hauffen · S. 289 - 291
Ausstellungen: Berlin , 2010

Michael Hauffen
Untitled (ohne Titel)

Neue Gesellschaft für bildende Kunst, Berlin, 23.10.2010 – 12.12.2010

Die Weigerung Kunstwerken Namen und Titel zu geben, ist zwar irgendwann zu einer Art Norm geworden, ihr ursprünglicher Impuls beinhaltete aber eine Auseinandersetzung über den Status der Autonomie, den ein Kunstwerk behaupten kann, und über mögliche Strategien der Abwehr seiner Instrumentalisierung. Die Ausstellung mit dem Titel „Untitled (ohne Titel)“ unternimmt den Versuch, diesen Ursprung freizulegen, indem sie aktuellere Positionen vorstellt, die gegenüber den etablierten Methoden, Kunstwerke auf gängige Waren zu reduzieren, mehr oder weniger niveauvoll Widerstand leisten.

Was damit gemeint sein könnte, findet seinen klarsten Ausdruck vielleicht bei Trisha Donnelly. Sie nimmt den Gestus der 60er Jahre mit nur minimalen Verschiebungen wieder auf. Zwei Holzobjekte, die wie Schwingtüren auf Metallstangen befestigt sind, weisen in Brusthöhe merkwürdige Kratzspuren auf – nur um ein Weniges ausgeprägter, als es bloße Abnutzung bewirkt haben könnte. Es sind also Zeichen – aber es fehlen klärende Hinweise darauf, was sie bedeuten. Der Titel der Arbeit, „Untitled“, fügt diesem Sachverhalt nichts hinzu und lässt den Betrachter mit seinen Fragen allein zurück. Das im Kontext des Minimalismus regelmäßig erklärte Ziel, die primäre Erfahrung sinnlicher und bildlicher Qualitäten von irreführenden Interpretationen frei zu halten und damit eine unvoreingenommene Wahrnehmung und Bewertung zu ermöglichen, wird von Donnelly also wiederholt, aber zudem mit einer subtilen Nuance von Unheimlichkeit versehen.

Genau umgekehrt funktioniert das Verhältnis von Geheimnis und Botschaft in der Werbung: was angedeutet wird, scheint auf immer schon Begehrtes zu verweisen. Und so reagiert man auch auf Peter Friedls Neon-Schriftzug: „20…


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