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Titel: Die vierte Welle!? · von Oliver Zybok · S. 142 - 155
Titel: Die vierte Welle!? ,

VALIE EXPORT

Die ewige Suche nach Identität, oder: Die gesamten Geschichten müssen erzählt werden
ein Gespräch mit Oliver Zybok

In Linz, im Jahre 1940 als Waltraud Lehner geboren, wächst VALIE EXPORT in einem bürgerlichen Lehrerhaushalt auf. Ihr Vater, Marine-Inspektor fällt als überzeugter Nationalsozialist 1942 an der Front in Afrika. Ihre Mutter erzieht ihre drei Töchter alleine auf, mit dem Ziel, dass alle studieren und ein selbstständiges Leben führen können. VALIE EXPORT wird in einer Klosterschule von Nonnen erzogen, geht anschließend in die Kunstgewerbeschule in Linz, heiratet mit achtzehn Jahren und bekommt eine Tochter. 1960 geht sie nach Wien, um Textildesign zu studieren, gerät dort dann recht rasch in Kontakt zur Wiener Gruppe und den Aktionisten. Ihre künstlerische Karriere nahm ihren Anfang. Die Performances von VALIE EXPORT haben eine unmittelbare Wirkung, zeigen gesellschaftliche Missstände, vor allem in der Geschlechterdebatte auf. Dabei zieht sich die Suche nach Identität und Ausdruck durch ihr gesamtes Werk. Sie exerziert den Schmerz der Sprachlosigkeit, den Verlust körperlicher und seelischer Integrität in Filmen, Performances und Fotoserien bis an den Rand des Erträglichen. Der Schock wirkt gegen repressive Verhaltensmuster. In einer offensiven künstlerischen Ausdrucksweise sucht sie nach einem weiblichen Ausdruck sexueller Selbstbestimmung.

Oliver Zybok: Wenn sie sich an Ihre Anfänge als Künstlerin zurückerinnern, wie sah ihre Ausgangslage aus? Was waren die Grundvoraussetzungen für ihren späteren Werdegang?

VALIE EXPORT: Die Erzählung meiner Biografie im Hinblick auf mein künstlerisches Schaffen beginnt weit vor der Geburt meiner Tochter mit achtzehn Jahren. Ich bin ein Kriegskind. In Linz aufgewachsen, habe ich auch in…


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