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Ausstellungen: Duisburg · von Claudia Posca · S. 251 - 253
Ausstellungen: Duisburg ,

Duisburg

Jochen Gerz
The Walk – Keine Retrospektive

Wilhelm Lehmbruck Museum 23.09.2018 – 05.05.2019

von Claudia Posca

Womit keiner gerechnet hat, er hat es getan: Jochen Gerz, einer der konzeptstärksten, international hochgeschätzten Künstler auf dem Parkett zeitkritischer Gegenwartskunst, der die Straße dem White Cube vorzieht, setzte nach fünfzehn Jahren Distanz zum Ausstellungsort Museum einen Cut in eigner Ausstellungsstrategie. Auf Einladung des Duisburger Lehmbruck Museums entwickelte der 78jährige ein schriftgewaltiges Environment an der Außenfassade des Hauses mit roten Druckbuchstaben auf 500 Quadratmetern Fensterfläche, rund sieben Meter hoch, lesbar auf zwei Etagen: unten auf dem Boden stehend, oben, auf einem Gerüst ums Museumgebäude herum laufend. Jedes Fenster entspricht einer Dekade Zeitgeschichte und erzählt in mäanderndem Stil von persönlichen Begegnungen und historischen Begebenheiten. An manchen Stellen erscheint es so, als würde Jochen Gerz mit seinem Alter Ego sprechen, – auf dass acht Jahrzehnte wie auf kammermusikalischer Bühne uns zum Bilde und wie im Bild als Verweis auf die Welt wirken.

Ganz im Sinne einer analytischen Befragung des Museumsbetriebs, wie sie Jochen Gerz auch mit seinem neuesten Projekt in Duisburg betreibt, – wer schon rüstet ein Museum mit einem Baugerüst ein, schickt das Publikum statt ins Museum an dessen Peripherie? –, wird die gewaltige Tätowierung ausdrücklich kein Monument für die Ewigkeit sein. Jochen Gerz setzt aufs Imaginäre Museum, auf Selbstreflexion, auf initiative Verantwortung und Erinnerungskultur. Wie erleben Sie und ich die Zeit? Hat die Gegenwart eine Perspektive? Was lehrt die Vergangenheit? Was kann ich tun? Fragen, auch solche im Nachhinein, vielleicht sogar besonders diese, sind für Jochen Gerz ein kluges…

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