»Wenn sich auch äußerlich Vieles gleicht, so sieht es in den Köpfen der Menschen immer anders aus«
HEINZ-NORBERT JOCKS IM GESPRÄCH MIT JEAN-HUBERT MARTIN,
LEITER DER NEUEN KUNSTSTIFTUNG EHRENHOF IN DÜSSELDORF
Jean-Hubert Martin, 1944 in Straßburg geboren, war zuletzt Direktor des Musée National des Arts d’Afrique et d’Océanie in Paris. Seit Anfang des Jahres ist er der künstlerische Leiter der neuen Kunststiftung Ehrenhof Düsseldorf. Große Aufmerksamkeit erzielte er durch seine inzwischen legendäre Ausstellung Magiciens de la terre. Eine Ausstellung, die zu seinem Lebensprogramm wurde. Zudem kuratierte er die diesjährige Biennale in Lyon, aber auch in São Paulo (1996), Johannesburg (1995) und Sydney (1993 und 1982) Über sein unorthodoxes, weltoffenes Kunst- und Kulturverständnis sprach mit ihm Heinz-Norbert Jocks sowohl in Paris als auch in Düsseldorf. Mal auf Französisch, mal in Deutsch.
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Heinz-Norbert Jocks: Wie kamen Sie zur Kunst?
Jean-Hubert Martin: Durch meinen familiären Hintergrund hatte ich schon als Kind eine gewisse Beziehung zur Kunst. Mein Vater war Militärhistoriker und arbeitete in dem Bereich als Museumskurator. Im Kreis der Familie wurde viel über Kunst gesprochen, aber stets über ältere und nie über moderne. Es war wohl eine Art Trotzreaktion, dass ich mich dann als Achtzehnjähriger für Jazz und Moderne interessierte. Um zu verstehen, was das damals bedeutete, müssen Sie wissen, dass die zeitgenössische Kunst in dem Milieu, wo ich aufwuchs, absolut nichts galt. Insofern war die Entdeckung des Modernen eine Art Aufbegehren gegen den Familiengeschmack und löste entsprechende Reaktionen aus. Ich kann also gut nachvollziehen, was es heißt, eine Entwicklung durchzumachen. Bei mir fing es mit…