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Magazin: Museen & Institutionen · S. 329 - 330
Magazin: Museen & Institutionen , 1988

Dirk Schwarze
Wer darf Beuys spielen?

Streit um Installationen

Vorher gab es kaum Zweifel: Die Installation der 39teiligen Arbeit »Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch« sollte zu einer der Attraktionen der Kasseler documenta 8 werden. Noch nie zuvor sei diese letzte große Arbeit von Joseph Beuys in gültiger Form gezeigt worden, hieß es. Die documenta-Macher reservierten auch den letzten richtig hohen (und damit schönsten) Raum im Museum Fridericianum für den von der Decke hängenden, über sechs Meter hohen Blitzschlag aus Bronze sowie die auf dem Boden liegenden und stehenden Urtiere Hirsch, Ziege und Bothia Felix. Da man an der Installation vorbei durch die Fenster zugleich auf eine andere Beuys-Arbeit blicken konnte, nämlich auf den ersten und letzten Baum der Aktion »7000 Eichen«, die genau zur Eröffnung der documenta 8 vollendet wurde, schien alles bestens.

Genau diese Harmonie aber rief laute Kritik hervor. »Eine solche Puppenstube hätte Joseph Beuys nicht gewollt«, meinte Johannes Stüttgen, langjähriger Assistent von Beuys. In zwei Vorträgen der Freien Internationalen Universität (FIU), die parallel zur documenta ein Seminarprogramm im Kasseler Naturkundemuseum veranstaltete, zog er gegen die rein ästhetische Präsentation des »Blitzschlages« zu Felde. Bis dahin hatte die Kritik zustimmend bis wohlwollend die Beuys-Arbeit zur Kenntnis genommen. Wer hatte schon darüber nachgedacht, wie denn im Sinne von Beuys mit diesen 39 Einzelstücken umzugehen sei, wie sie einander zugeordnet werden könnten?

Für Heiner Bastian, ebenfalls enger Weggefährte und Interpret von Beuys, gab es keine Zweifel. Er hatte die Präsentation vorgenommen und fühlte sich dabei im guten Recht, denn schließlich habe er mehrfach gemeinsam mit…


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