Hans-Dieter Fronz
11. art Karlsruhe 2014
Messe Rheinstetten, 13.3.-16.3.2014
Mit einem doppelten Kunst-Stück empfing die diesjährige art Karlsruhe den Besucher bereits vor dem Eingang der Messehallen in Rheinstetten vor den Toren der Fächerstadt. In Josef Langs fünf Meter hoher „Doppelfigur“ aus grau lasierter Eiche vollführten zwei grob mit der Kettensäge aus dem Stamm befreite Hünen eine zirkusreife Nummer, indem die kleinere der beiden Figuren sich mit gleichmütiger Miene freihändig auf den Schultern der ein wenig größeren erhob, als wäre ein solcher Stand die natürlichste Sache von der Welt. Die frisch aus dem Atelier vor den Eingang transportierte Skulptur fand auf dem Messeparcours ein Pendant in einem der Skulpturenplätze, die eine Besonderheit dieser Kunstmesse darstellen. In Halle 3 präsentierte die Galleria Alessandro Bagnai aus Florenz Bronzeskulpturen des Italieners Roberto Barrini, Figuren und Figurengruppen, die mit akrobatischen Kunststücken beeindruckten. Sie bildeten eine Menschenpyramide oder einen Turm aus Figuren, wobei der jeweils höher platzierte der metallischen Artisten mit einem Bein auf der Schulter des unter ihm stehenden balancierte – physikalisch gesehen ein Ding der Unmöglichkeit.
Durch ihre herausgehobene Positionierung sind Kunstwerke vor Eingängen zu Kunstmessen eine Art Visitenkarte derselben und nicht selten zugleich ein Emblem für die aktuellen Befindlichkeiten der Kunstsphäre, um nicht zu sagen für gesamtgesellschaftliche Tendenzen. Demnach wäre in diesen unsicheren Zeiten Akrobatik gefragt: die Kunst des Balancierens und des Verharrens in den unmöglichsten Ständen und Lagen. Früh und symbolisch übt sich in Zeiten der Finanzkrise, wer das Abdriften oder den Sturz ins gesellschaftliche Abseits vermeiden will – jeder Slackliner im Park oder Rad-Artist…