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Titel: 57. Biennale Venedig - Analyse · von Sabine B. Vogel · S. 102 - 105
Titel: 57. Biennale Venedig - Analyse , 2017

57. Biennale Venedig: Löwen und Leute

Sabine B. Vogel

Jedes Jahr vergibt eine internationale Jury Goldene Löwen an herausragende KünstlerInnen der Biennale Venedig – das Motiv ist dem Stadtwappen von Venedig entnommen. Dieses Jahr galt schon vom ersten Tag der Voreröffnung an Anne Imhof, die 1978 in Gießen geborene Künstlerin, die an der Städelschule 2012 ihr Studium beendete, als Favoritin für den besten Länderpavillon. Der Pavillon ist vorne verbarrikadiert und umzäunt, zwei Dobermänner sind im Drahtverhau eingesperrt. Über die Seite betritt man den Innenraum, eine fette Panzerglasdecke ist in den sonst leeren Pavillon eingezogen, die jeden Besucher in massive Unsicherheit versetzt. Der Boden wird uns entzogen. Unter, auf und über der Glasdecke leben, tanzen, raufen, sitzen Akteure, lauter Sound steigert die Irritation von „Faust“, so der anspielungsreiche Titel. Aber würde sich die Jury trauen, die hohe Auszeichnung tatsächlich schon wieder an Deutschland zu vergeben? Immerhin erhielt Deutschland den Löwen bereits 1984 für Lothar Baumgarten. Gleich zur nächsten Edition 1986 ging er an Sigmar Polke. 2001 wurde Gregor Schneider ausgezeichnet, 2011 Christoph Schlingensief. Die Jury mit Manuel J. Borja-Villel (Spanien), Francesca Alfano Miglietti (Italien), Amy Cheng (Taiwan), Ntone Edjabe (Kamerun) und Mark Godfrey (England) ließen sich davon nicht beirren: Deutschland erhielt diesmal sogar zwei Löwen. Der beste Länderpavillon ging an Anne Imhof. Ihr Beitrag sei eine „kraftvolle und irritierende Installation, die dringende Fragen unserer Zeit aufwirft“ und uns in einen Zustand der Angst versetze, argumentierte die Jury. In ihrer kurzen Dankesrede gab Imhof das Lob weiter: „Wenn Sie mein Werk bewegt…


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