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Titel: 57. Biennale Venedig - Länderbeiträge Giardini · von Heinz-Norbert Jocks · S. 230 - 237
Titel: 57. Biennale Venedig - Länderbeiträge Giardini , 2017

Deutschland

Anne Imhof

FAUST
Komissar: ifa (Institut für Auslandsbeziehungen)
Kuratorin: Susanne Pfeffer

„Faust“ wider dem Strich

Erst Gregor Schneider (2001), dann Christoph Schlingensief (2011), schließlich Tino Seghal (2013) und jetzt Anne Imhof. Sie alle wurden in jüngster Zeit für ihre Inszenierungen mit dem Goldenen Löwen für den besten Nationalpavillon ausgezeichnet. Nach der Bekanntgabe wurden die Warteschlangen vor dem weißen Haus, dessen Boden Hans Haacke im Jahre 1993 als Widerstandgeste gegen die faschistische Architektur zertrümmert hatte, länger und länger. Es bedurfte großer Geduld, um schließlich einen Einblick in das performative Geschehen im Innern zu bekommen. Zwar konnte man auch von außen durch ein Fenster lugen. Doch das unmittelbare Erlebnis, dessen Wirkung man sich nicht entziehen kann, lässt sich auf diese Weise nur annährungsweise erahnen. Man bleibt außen vor wie einer, dem ein Blick durch ein Schlüsselloch gewährt wird.

Die Innenarchitektur mit eingezogen Glasboden, der beim Gehen und Stehen und Schauen das Gefühl vermittelt, über einem Grund zu schweben, ist nicht wieder zu erkennen. Hatte Gregor Schneider mit seinem von Remscheid nach Venedig verschifften „Totes Haus u r“ eine stickige, geradezu miefige Atmosphäre modelliert, wechselt Imhof ins andere Extrem. Sie adelt die großzügige Weite der Räume mit designmäßiger Noblesse. Mit einem Begriff wie Luftigkeit lässt sich die Empfindung beim Durchschreiten am einfachsten beschreiben. Nicht alle Räume sind für das Publikum offen. Einige sind mit Fensterwänden abgetrennt. Der eigentliche Haupteingang mit dem Vorraum, der mit Glaswänden zu einem weiträumigen Hundezwinger oder Schaufenster umgestaltet wurde, erfährt eine Um-Funktionalisierung, denn die Besucher betreten den Bauch des Pavillons durch…

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von Heinz-Norbert Jocks

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