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»Das Programm des Systems dagegen ist völlig unabhängig von der geistigen Mitwirkung des Betrachters. Es bleibt autonom – selbständig vom Betrachter. Der Beschauer wird zum Zeugen und ist nicht mehr ein um Einfühlung bemühter Resonanzkörper. Ein System ist nicht imaginiert: es ist real.«
Hans Haacke, 1967
Real-Ort-Systeme situieren sich in dem Raum, in dem sie stattfinden, Real-Zeit-Systeme passieren in dem Zeitraum, in dem sie stattfinden. Die Tautologie, die diese Sätze ausdrücken, ist bewußt gesetzt, denn offensichtlich arbeiten diese Systeme mit einer tautologischen Struktur. Ihre Differenz zum realen Ort und zur realen Zeit ist minimalisiert. Der den Real-Ort-Systemen eigene Raum, der dennoch zum ordinären Räume different gedacht und gesehen werden muß, verdankt sich weder einer Imagination noch einer Repräsentanz. Die Imagination würde einen fiktiven Ort herstellen, die Repräsentanz einen aus dem realen Raum abgeleiteten. Real-Ort- und Real-Zeit-Systeme projizieren dagegen die Kunst auf den Ort und die Zeit, deren Erscheinungsweise nicht geändert wird. Das System gibt die Folie ab, auf der sich das Werk konstituiert oder das es umgreift. Diese Folie ist ebenso für den Produzenten wie für den Rezipienten eine Bedingung der Arbeit, sowohl als Werk als auch als Produktion. Folie und Arbeit konstituieren gemeinsam die Wahrnehmung. Diese Wahrnehmung kann kontextuell gebunden sein, indem Einladungen dazu auffordern oder indem sich das Werk von seiner Umgebung diskret abhebt. Im letzten Punkt überlappen sich Real-Ort-Systeme mit den unten aufgeführten Situationen. Situationen sind präsent, Real-Ort- und Real-Zeit-Systeme machen präsent.
Thomas Wulffen