HEINZ-NORBERT JOCKS
Altäre – Kunst zum Niederknien
museum kunst palast, Düsseldorf, 2.9.2001 – 6.1.2002
Nicht nur die abwegige Werbekampagne, auch das städtisch museale, als angeblich erste deutsche “public-private-partnership” im Kulturbereich angelegte Bündnis mit einem Wirtschaftskonzern ließen nichts Gutes ahnen. Bevor das neue museum kunst palast, dem der alte Kunstpalast mit seinen wunderbaren, wenn auch heruntergekommenen Sälen am Ehrenhof bis auf seine denkmalgeschützte Fassade weichen musste, seine Türen öffnete, ging die Befürchtung um, es würden ab sofort nur publikumswirksame, also in einem oberflächlichen Sinn attraktive Ausstellungen effektheischerisch initiiert. Die Eröffnung des von den Architekten Oswald Matthias Ungers entworfenen Museums bescherte jedoch eine unglaubliche Überraschung. Denn die von dem neuen Generaldirektor, dem Franzosen Jean-Hubert Martin kuratierte Eröffnungsausstellung Altäre – Kunst zum Niederknien ist alles andere, nur kein sofortiger Publikumsmagnet derart, dass anstelle einer ernst zu nehmenden programmatischen Auseinandersetzung mit Wesentlichem billiges Entertainment oder nur eine lose Abfolge von Events träte. Kaum drinnen in der ersten von insgesamt vier steril anmutenden Hallen, denen innenarchitektonisch jegliche Atmosphäre fehlt, leuchtet ein, dass es um etwas ganzes anderes, völlig Unerwartetes geht. Das auf westliche Kunst programmierte Auge muss sich ruckartig umstellen, ist irritiert, bekommt reichlich Augenstoff geboten, der auf ganz unterschiedliche Kulturen verweist. Den muss es erst einmal verdauen. Aber wie?
Noch nie zuvor waren so viele, nämlich insgesamt sechsundsechzig Altäre aus aller Welt, größtenteils sogar von eingeflogenen Schamanen und Priestern eigens für das ungewöhnliche Ereignis geweiht, unter einem Dach vereint. Noch vor Jahren hätte man allein den Tatbestand eines solchen gleichberechtigten Nebeneinanders bereits als Provokation aufgefasst. Die Altäre,…