Heinz Schütz
Anri Sala, Edi Rama
»Creating Space Where There Appears to Be None«
Galerie Rüdiger Schöttle, München, 18.1. – 16.3.2013
In einem der Gespräche in Edi Ramas Zeichnungsbuch verweist Anri Sala auf Nicolas Poussins „Landschaft mit einem Mann von einer Schlange getötet“. Überlegungen zu dem Bild dienen Sala, wie er an anderer Stelle feststellt, als „Ausgangspunkt für das Edi Rama Projekt“. Mit Blick auf das Gemälde fordert er zu einem Gedankenexperiment auf: Man stelle sich vor, Hinter- und Vordergrund des Bildes würden vertauscht. Die jetzt den Hintergrund dominierende befestigte Stadt, der Ort der Macht und der Politik, befände sich dann vorne, während der Todeskampf des Mannes im Vordergrund nach hinten träte und von der Festung aus betrachtet in der Weite der Landschaft verschwände. Im Gespräch, das Anri Sala mit Erion Veliaj und Edi Rama führt, stehen aktuelle politische Implikationen einer derartigen Inversion zur Debatte, verwiesen wird dabei insbesondere auf ein sich in den Vordergrund drängendes verwaltendes Demokratieverständnis, das sich um die abfragbaren Regularien kümmert, aber mit den „von der Schlange Gebissenen“ nichts anzufangen weiß, wie es auch umkehrt den „Gebissenen“ nicht gelingt, politisch tatsächlich Einfluss zu nehmen.
Das mit Hilfe des Gedankenexperiments anvisierte inversive Verhältnis von Vorder- und Hintergrund liefert das Grundmotiv der Ausstellung. Es klingt bereits in der sich aufdrängenden Frage an, ob Sala hier als Künstler oder Kurator agiert. Seine zeichnerischen Antworten auf Ramas Zeichnungen können als künstlerische Kooperation, aber auch als kuratorische Verstärkung des Gesamtkonzeptes verstanden werden. Klar ist, dass Sala Ramas Zeichnungen nicht kuratorisch instrumentalisiert, sondern sie durch…