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Magazin: Aktionen, Pläne & Projekte · von Claudia Wahjudi · S. 443 - 444
Magazin: Aktionen, Pläne & Projekte , 1999

Claudia Wahjudi
Bauhütte Gemütlichkeit Schmalzwald

Edison-Werke, Januar bis Dezember 1999

Jedes Wochenende wird die Rauminstallation zur klingenden Kunstbar. Dann sitzt der kanadische Komponist Gordon Monahan an der Orgel, zerquetscht einen alten Schlager; ein Sänger schmettert den Text dazu. Später spielt der Neoist Gordon W. das Theremin. Die Gäste beginnen zu tanzen oder halten sich die Ohren zu. Dazu gibt es Bier. Ringsum aber tut sich ein Panorama aus Fundgegenständen auf. Dinge des täglichen Lebens, aus Haushalt, Touristik und Unterhaltung machen, thematisch arrangiert, aus dem Raum ein Heimatmuseum, dessen Kurator allein persönlichen Vorlieben folgt. Über der Bühne hängt eine Sammlung Schöpfkellen, neben dem Eingang eine Reihe bunter Plastikgefäße, rechts eine Zusammenstellung von Souvenirs aus dem Schwarzwald, die mit einer Plastikpalme konstrastieren. Kitsch und die Sehnsucht nach der weiten Welt sind sich nah. “Supersonic Guitar” und “Hits 70” steht auf den Dutzenden Coverkopien, die als Tapete genauso gut funktionieren wie als Dokumentation der Entwicklung dessen, was alles Volksmusik sein kann: Schlager und Hawaii-Klänge genauso wie der Disco-Beat von “Saturday Night Fever”. Verantwortlich für dieses Arrangement ist die kanadische Künstlerin Laura Kikaka.

Kunst in der Kneipe oder ein Club als Kunst: Die “Bauhütte Gemütlichkeit Schmalzwald”, stationiert im Hof einer ehemaligen Lampenfabrik, in der sich unabhängige Kulturprojekte angesiedelt haben, könnte als eine der trendy Berliner Kunstbars durchgehen. Doch anders als viele dieser Projekte, die nach kurzer Zeit verschwinden, als sei nichts gewesen, ist die Bauhütte Teil eines langfristigen Konzepts. Laura Kikauka, die in der Nähe von Toronto einen Bauernhof mit Wohlstandsmüll zu einer Art Warenmuseum umfunktioniert, wird…


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