Ausstellungen: Groningen · von Stefan Römer
Ausstellungen: Groningen , 1999

Stefan Römer
Larry Clark – Retrospektive

Groninger Museum, Groningen; 21.3. – 6.6.1999

Was kann jemanden motivieren, sich am Ende der 90er Jahre noch einmal die gesammelten fotografischen Werke von Larry Clark anzusehen – nachdem die davon nachhaltig beeinflußte Modefotografie desselben Jahrzehnts im »Heroin-Chic« kulminierte, der Ausbeutung eines Junkie-Looks für Calvin Klein-Jeans. Selbst Wolfgang Tillmanns mehr oder weniger konstruierter fotografischer Authentizismus der Techno-Jugend und des Backstage der Modeszene ließe sich auf Clarks nicht nur fotografische Obsession von einer auf Sex, Drogen und Waffen fixierten Jugend beziehen. Larry Clark ist der William S. Burroughs der Fotografie.

Aus dem Motivspektrum der frühen Arbeiten von Clark stechen jene einzelnen Fotografien heraus, deren visuelle Qualität darin besteht, den Blick immer wieder zu fesseln und dann unauslöschlich ins Bildgedächtnis einzubrennen – als werde die Erinnerung davon infiziert. Im Sinne seines Entwurfs seiner künstlerischen Handschrift, teilnehmender Beobachtung und leidenschaftsgesteuerter Fotografie schrieb Clark seine Bemerkungen zu den Fotoserien mit Bleistift direkt auf die Museumswand: »Once the needle goes in it never comes out.« Dies läßt sich auf seine subkutane Bildwirkung übertragen. Die besonders auffälligen Arbeiten prägen für die übrigen, weniger spektakulären einen devianten Charakter: Eine Nacktszene von Jugendlichen beim Drogengebrauch ist visuell beeindruckender als ein bekleidetes, sich küssendes Paar.

Die Groninger Retrospektive zeigt auch Clarks kaum bekannte erste Serie – dezentriert auf kleinformatigem Fotopapier abgezogene Schwarzweiß-Fotografien (1962-64) – aus der Zeit als er noch als Speed-Junkie in Tulsa, Oklahoma lebte. Erst darauf folgte die als Buch publizierte »Tulsa«-Serie (New York 1971) und in den 80er Jahren »Teenage Lust – An Autobiography by…


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