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Ausstellungen: London · von Edgar Schmitz · S. 434 - 435
Ausstellungen: London , 2001

Edgar Schmitz
Beck’s Futures 2

Institute of Contemporary Arts, London, 30.3. – 20.5.2001

Manchmal sind Kombinationen ein überraschender Gewinn. DJ Simpson macht seine Bilder, indem er aus lackierten oder mit Resopal beklebten Sperrholztafeln oder zunehmend auch aus Spiegeln Linien ausfräst, die sich in verschiedenen Dicken und Tiefen in die Maserungen des Grundes einfressen und als Flächen oder Linien, Krakeleien oder Strukturen ausbreiten. Die Tafel im ICA ist riesig und aus handelsüblichen Plattenformaten zusammengesetzt, aber ihre Bearbeitung reicht vom vorsichtigen reinen Ankratzen der Oberfläche bis zur skulpturalen Aushöhlung, von nervöser Gestik bis zum Diagrammähnlichen und eröffnet eine Vielfalt von Intensitäten und Lesarten, die die Arbeit über den reinen Prozesscharakter hinausrettet und nicht zuletzt unter dem Titel ‘Secondary Modern’ (2001) konzeptionell verortet. David Burrows macht vielfarbige Farbklekse und Spritzer aus Schaumstoff, die auch wie Blumen aussehen können und nicht nur den Boden des Ausstellungsraums beanspruchen, sondern auch in seinem Atelier ausgebreitet werden und sich neben Postern und Pizzakartons zu Tableaus anordnen, die als sichtbar künstliche Spuren ebenso auf nie stattgefundene Szenen, Orgien oder Verbrechen verweisen wie auf die banale künstliche Realität des Ateliers. Und im ICA jetzt verlängert sich diese Künstlichkeit zwischen Grungeparty und digitaler Bildherstellung in den monumentalen Manierismus von Simpsons Spuren: Wie positive Materialreste scheinen sich die Schaumstoffblüten aus Simpsons Arbeitsprozess herausgeschält zu haben und verorten sich so erst rückwärts in ihren eigenen Tableaus, anstatt sich nur aus diesen herauszuentwickeln. Doch diese Querzündung ist ein Glücksfall und der Rest der Ausstellung ist nicht mehr als die reine Ansammlung der für die zweite…


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