Bili Bidjocka
Das Schachmatch zwischen Athen und Kassel
von Heinz-Norbert Jocks
Bili Bidjocka, 1962 in Douala, Kamerun geboren, bekannt für seine Installationen und Skulpturen, lebt seit dem Alter von 12 Jahren in Frankreich, hat an diversen Biennalen teilgenommen. Er gründete und dirigierte das zeitgenössische Kunstzentrum „Matrix“ Kunstprojekt in Brüssel.
Heinz-Norbert Jocks: Was verbirgt sich hinter deiner Idee des Schachspiels?
Bili Bidjocka: Die Installation mit einem Schachspielfeld, die in Athen eine andere Erscheinung hat als in Kassel, hat viele verschiedene Ebenen. Bei der Arbeit „The Chess Society“ geht es um die Ästhetik und die Ironie des Schachspielens. Das Ganze ist mehr als nur ein Schachspielfeld. Auf der Webseite www.thechesssociety.com werden User zur Partizipation an dem Spiel eingeladen. Das Werk basiert auf einem elektronischen Raum der Interaktion. Wer sich dort einloggt, dem werden die Regeln erklärt. Zwei Teams stehen sich gegenüber. Auf der einen Seite Athen und auf der anderen Kassel. Ein Paradox ist, dass das sehr individuelle Schachspiel hier zu einem Teamspiel wird. Wie beim Fußball kämpfen nicht zwei Personen, sondern zwei Mannschaften gegeneinander. Im Grunde demokratisiere ich das Zweipersonenspiel. Der User, der sich auf der Webseite für ein Team entscheidet, schlägt einen Zug vor. Über diesen wird abgestimmt. Der Computer speichert diesen Zug, ohne ihn auszuführen. Nach 24 Stunden werden alle Stimmen ausgezählt, und der Zug mit den meisten Stimmen gemacht. Auch ein Laienspieler mit wenig Ahnung kann sich für einen Zug entscheiden. Seine Stimme hat dasselbe…