Peter Herbstreuth
Disasters of War
Dinos & Jake Chapman: »What the Hell I-IX« / John Isaacs: »A Necessary Change of Heart«, 16.7. – 28.9.
Dinos & Jake Chapman: »Disasters of War«, Francisco de Goya: »Desastres de la Guerra«, 16.7. – 5.11.
alle Kunst-Werke Berlin
Das letzte Jahrhundert kennt alle Formen der Gewalt in solch exzessiven Ausprägungen, dass manche dieser Exzesse der bildlichen Darstellbarkeit entgehen, obwohl bildliche Darstellungen rasender Brutalität und kaltkalkulierten Terrors seit Jahrhunderten zur Tradition und zum Bildbestand der Kultur gehören. Die Darstellung von “Qualen und unerhörten Abscheulichkeiten, die Verzerrungen und Verrenkungen von Gliedern, die leiblichen Martern, die Henkeranstalten, das Köpfen, Rösten, Verbrennen, in Öl sieden”, schreibt Hegel (in: Vorlesungen über die Ästhetik) sei ästhetisch durchaus möglich und sogar erbaulich, wenn das Leid durch eine Idee – sei es die des Göttlichen, sei es ein wie immer gearteter höherer Zweck – aufgehoben werde. Grundlos dürfe Gewalt nicht dargestellt werden. Absolut gesetzt wäre Gewalt in ihrer bildlichen Erscheinung nicht hinnehmbar. Möglicherweise hatte Hegel Dantes “Comedia” im Auge. Die Hölle ist notwendig mit dem Paradies verbunden. Was aber geschieht, wenn moralische, religiöse, historische und geschichtsphilosophische Kategorien ausgeschaltet sind und so getan wird, als wäre Gewalt ästhetischer Genuss, der sich selbst genügt? Dann kann man von einer Entwirklichung der Gewalt sprechen. Sie tritt in Erscheinung. Man sieht sie. Und man erkennt sie als gefahrloses Bild. Man kann aber durch die Entwirklichung der Gewalt, weil der Bildproduzent so tut als wisse er von moralischen und historischen Kategorien nichts, die Überwältigung auf den Betrachter auch erhöhen,…