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Titel: Kunst ohne Werk · von Aleksandra Mir · S. 206 - 213
Titel: Kunst ohne Werk , 2000

ICELANDIC LOVE CORPORATION
Höhere Wesen

VON ALEKSANDRA MIR

Der Mythos besagt, dass, wenn man auf dem Mond steht, nur zwei menschliche Phänomene erkennen kann: die Chinesische Mauer und vier isländische Girls, die sich selbst The Icelandic Love Corporation nennen, das sind: Sigrún Hrólfsdóttir (*1973), Dóra Isleifsdóttir (*1970), Jóni Jónsdóttir (*1972) und Eirún Sigurdardóttir (*1971). Die Mädchen verstecken in ihrer Muttersprache ihre Aktivitäten unter dem scheinbar unschuldigen Namen “Gjorningaklubburinn”, der soviel wie “Happening Club” bedeutet. Isländer lächeln und denken, das ist einfach wieder so ein prä-feministischer Frauenclub, der irgendwas mit Nähen oder Kochen zu tun hat. Unter dem Begriff “Corporation” liegen Schichten von Bedeutungen. Corpus meint “Körper” und wer schon Happenings der I.L.C. gesehen hat, weiß, dass ihre Aktivitäten immer sehr körperlich sind. Das Logo der I.L.C besteht aus vier Herzen, die alle eine Vagina enthalten. Was aber passiert wirklich bei den Aktivitäten dieser vier Girls, die vom Weltraum aus zu sehen sind? Nun, sie präsentieren und verehren auf fröhliche und humorvolle Art das “Ding” … das einzige Ding aus unserer heiligen Vergangenheit, das wir noch verehren können, nämlich die Liebe selbst. Wie heißt es so schön im Poem “Emotions”: “The future is beautiful.” (Bia.)

Unverbindliche Performance

Weil die vier Frauen der Icelandic Love Corp. (I.L.C.) die Symbolik etablierter Kunstkonzepte, wie das ‘entmaterialisierte Objekt’, vermeiden, bleiben sie paradoxerweise davon verschont, das Rad neu erfinden zu müssen. Denn was sich hier zu entmaterialisieren droht, ist weniger irgendein Ding in einem Raum, sondern die Tatsache, Frau, Isländerin und Künstlerin zu sein. Und was den zur Norm werdenden…


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