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Titel: Kunst ohne Werk · von Anu Liivak · S. 182 - 187
Titel: Kunst ohne Werk , 2000

GEORGE STEINMANN
Der Ort als Performance

VON ANU LIIVAK

Der Begriff “Ökologie des Geistes” des Philosophen und Anthropologen Gregory Bateson taucht in den Gesprächen mit dem Berner Künstler immer wieder auf. So auch der Aspekt der Vernetzung oder die Frage nach der Dialektik von Erkenntnis- und Umweltstrukturen, denn Verlangsamung und Besinnung sind die Grundlagen, auf denen Steinmann aufbaut. Umgesetzt hat er diese ethische Verantwortung von 1992 bis 1995 in Tallinn (Estland). Statt im heruntergekommenen Gebäude der dortigen Kunsthalle, die seit einem Bombardement durch die Sowjets 1944 nie richtig renoviert worden war, eine eigene Ausstellung einzurichten, entschied er sich für die Restaurierung der Kunsthalle nach streng ökologischen Kriterien – eine nachhaltige Skulptur unter dem Motto “Die Rückkehr des Raumes”. Während der Ausstellungsdauer waren dann die leeren Räume als Zeichen des Transformationsprozesses zu sehen. Steinmann geht es bei solchen Interventionen um exemplarische, authentische Wahrnehmung und Erkenntnisarbeit, letztlich um die Frage nach der Verantwortung der Kunst für Mensch und Umwelt. Die Handschrift des Künstlers ist im Projekt nicht mehr sichtbar, was zählt, ist dass seine Haltung sich darin spiegelt. Eine lokale Zeitung fand die richtige Formulierung: “It was the renovation of the Art Hall that was the performance.” (Bia.)

Aura einer geistigen Skulptur

Die Idee, ein Projekt zu realisieren, in dessen Verlauf die Kunsthalle Tallinn renoviert würde, kam George Steinmann während seinem ersten 24-stündigen Aufenthalt in Tallinn im Herbst 1992. Heute ist diese sehr utopische Idee Wirklichkeit geworden. Als Ergebnis estnisch–schweizerischer Zusammenarbeit wurden im Verlauf eines halben Jahres die Fassade dieses schönen funktionalistischen Gebäudes wie auch die…


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