RAINER UNRUH
doublebind. kunst kinder karriere
Paula Modersohn-Becker Museum, Bremen, 29.2. – 9.5.2004
Gott trägt ein rosa Kleid und hat ganz genaue Vorstellungen davon, wie die Welt aussehen soll. Auf jeden Fall soll es einen Tierpark geben für Adam. Also greift sich die Schöpferin einen Klumpen Lehm und drapiert ihn mit Gras. Gott ist die Tochter der irischen Künstlerin Blán Ryan und Protagonistin ihrer Videoinstallation “girl Lilith” (2003). Man sieht eine nach hinten leicht ansteigende Rampe aus einfachen Holzbrettern, in die drei Monitore eingelassen sind. Auf dem Bildschirm baut sich das Mädchen aus Lehm und Gras seinen Kosmos und kommentiert das Geschehen tanzend, singend und in einer zugleich kindlichen und poetischen Sprache; reine Lautmalereien ergänzen sich mit Einsichten wie “God is a trod”, auf die Samuel Beckett stolz gewesen wäre.
“doublebind. kunst kinder karriere” stellt 27 Frauen vor, deren Arbeiten ihren Doppelstatus als Künstlerin und Mutter aufgreifen. Ein Thema, das nicht so recht in den normalen Kunstbetrieb zu passen scheint. Die US-Künstlerin Myrel Chernick bemühte sich jedenfalls jahrelang vergeblich, eine nordamerikanische Institution für dieses Thema zu interessieren. Besonders in New York, so ihre Beobachtung, sei das Vorurteil tief verwurzelt, dass die Beschäftigung mit Kindern notwendig zu Lasten der künstlerischen Qualität gehe. Und die deutsche Fotokünstlerin Judith Samen machte die Erfahrung, dass ihre raffiniert inszenierten und kunsthistorisch reflektierten Szenen als unmittelbarer Ausdruck ihrer familiären Situation missverstanden wurden; das böse Wort von der Hobbykunst liegt da nicht fern. Vielleicht hat diese Fehleinschätzung wirklich damit zu tun, dass noch immer der Mythos vom einsamen Genie in…