RAINER UNRUH
Lukas Duwenhögger: “Prinzenbad”
Michael Hakimi: “Der große Ofen”
Kunstverein in Hamburg, 6.3 – 13.6.2004
Deutschland, Heimat der bürokratisch organisierten und ideologisch verklärten Arbeitswut, hat Lukas Duwenhögger vor vier Jahren in Richtung Istanbul verlassen. Kein Wunder, denn die Figuren, die er malt, und die Szenen, die er schildert, passen so gar nicht in die gegenwärtige Debatte darüber, ob 41,7 oder doch eher 43,8 Stunden Wochenarbeitszeit notwendig seien, um Lebensstandard, Seelenheil und kollektiven Wohlstand zu sichern. Balthasar jedenfalls hat sich entschieden: für die Sonne, die Muße und das Glück, das aus dem Augenblick erwächst. Das gleichnamige Gemälde aus dem Jahr 2002 hängt im Treppenaufgang zum ersten Stock des Kunstvereins in Hamburg und zeigt einen Mann in Badehose mit einem Dekor aus großen Blüten. Er liegt auf einem Handtuch und genießt den Sommer und das Licht so unbeschwert wie die blonden Jünglinge auf David Hockneys Pool-Bildern aus den Sixties. Zwar ist Balthasar kein Westcoast-Jüngling, sondern ein südlicher Typ, und Schwimmbecken gibt es auch nicht zu sehen, aber dafür zeigt Duwenhögger wie Hockney eine Welt, in der Männer im Mittelpunkt stehen, und bei beiden ist die Blick, der auf diesen Kosmos fällt, unübersehbar homoerotisch aufgeladen.
Der oft kritisierte, aber Anfang des Jahres von Brian O’Doherty, Entdecker und Theoretiker des “white cube”, in einem frieze-Interview überraschend milde beurteilte weiße Kubus, klassischer Ausstellungscontainer der Moderne, erweist sich für die Retrospektive Duwenhöggers als erstaunlich gut geeignet. Ausgerechnet im Hamburger Kunstverein, dort, wo das Weiß der Wände besonders hell und das Licht der Neonröhren besonders grell ist, hat der gebürtige…