MICHAEL STOEBER
Soziale Kreaturen.
Wie Körper Kunst wird
Sprengel Museum Hannover, 29.2. – 13.6.2004
Was gilt nun eigentlich? Ober- oder Untertitel? Der Untertitel der hannoverschen Ausstellung, “Wie Körper Kunst wird”, lässt sich dehnen wie ein Gummiband. Der umfasst die klassische Aktmalerei bis hin zu den Wiener Aktionisten, von Künstlern wie Acconci, Burden, Abramovic ganz zu schweigen. Die Genannten sind in der hannoverschen Ausstellung nicht vertreten. Und der Obertitel, “Soziale Kreaturen”? Er operiert mit einer contradictio in adiecto. Schon Marx unterschied zwischen dem biologischen und sozialen Charakter des Menschen als seiner ersten und zweiten Natur. Die erste ist ihm gegeben, die zweite ist das, was er in einer Art Neugeburt aus sich macht. Das scheidet das Subjekt vom Objekt. Bei Aristoteles ist es der politische Charakter des Menschen, durch den er zum Menschen wird, der Mensch als zoon politicon. Begreift man die biologische Seite des Menschen als kreatürliche, kommt zwangsläufig eine theologische Dimension ins Spiel, weil der Begriff einen Schöpfergott supponiert. All diese Aspekte spielen in der Ausstellung im hannoverschen Sprengel Museum keine Rolle.
Nach den Vorstellungen der verantwortlichen Kuratorinnen Inka Schube und Patricia Drück sind das zwar legitime Überlegungen, aber ihnen ist primär darum zu tun, dass der Titel der Ausstellung durch seine Widersprüchlichkeit Aufmerksamkeit auf sich zieht, dass er gewissermaßen als eye catcher funktioniert. Derselben Strategie folgt auch die Motivwahl für Katalogcover und Ausstellungsplakat. Ganz unverblümt schreibt Schube dazu in ihrem Katalogtext: “Eine Aktfotografie lockt in das Museum … Dieses kleine, in seiner erzählerischen Offenheit und fragilen Erotik irritierende Bildchen (Bei dem…