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Ausstellungen: Düsseldorf · von Hans-Jürgen Hafner · S. 324 - 325
Ausstellungen: Düsseldorf , 2007

Hans-Jürgen Hafner
Gerard Byrne

Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf, 5.5.2007-8.7.2007

Eine saubere, reduzierte Inszenierung, wie heute gerne Ausstellungen aussehen, die als zeitgenössisch und diskursiv verstanden werden wollen; darin Arbeiten in Szene gesetzt, die auf einem ebenso zeitgenössischen, diskursiv anschlussfähigen und methodisch wie formal etablierten künstlerischen Idiom basieren: so etwa ließe sich das Bild beschreiben, das Gerard Byrnes aktuelle Einzelschau im Düsseldorfer Kunstverein anbietet. Byrne (Jg. 1969) arbeitet mit verschiedenen Medien, bevorzugt Filmen, Videos und Fotografien, auf Grundlage von (Re-)Enactment-Verfahren, die ihrerseits ‚gefundenes’ und ‚angeeignetes’ Material, häufig historische Interviews aus unterschiedlichen Quellen aufgreifen. D. h. der Künstler führt mit Hilfe von SchauspielerInnen Roundtablegespräche, Diskussionsrunden und Interviews auf, ‚wieder belebt’ in alten Zeitschriften (z. B. dem Playboy) aufgefundene Gesprächssituationen von einst, aktualisiert und (re-)kontextualisiert sie so. Zum Beispiel fußt „Now it’s time for Imperial, again“ (1998-2002) auf einer 1980 in „National Geographic“ veröffentlichten Anzeige des Automobilkonzerns Chrysler, bestehend in einem Gespräch zwischen Lee Iacocca, dem damaligen Firmenvorsitzenden, und Frank Sinatra über das frisch lancierte Chrysler-Modell „Imperial“. Diesen Text benutzt Byrne als Partitur für eine szenische Aufführung: Zwei Schauspieler verkörpern Iacocca und Sinatra, als würden sie – während eines gemeinsamen Spaziergangs durch eine zeitlose, industriell marode aber vage die Ahnung ‚Amerika’ evozierenden Gegend und bei einem Restaurantbesuch – die Vorzüge des neuen „Imperial“ erörtern. In die mehrfach wiederholten Szenen sind kleine Verschiebungen – die die Gesprächssituation erläuternde Stimme aus dem Off, Probleme der Schauspieler in der Rezitation, Bildstörungen und verschiedene Kameraperspektiven – eingebaut, die durchaus im Brechtschen Sinne verfremdend, und zwar, über…


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von Hans-Jürgen Hafner

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