GOTTFRIED KERSCHER
Gewalt im Film – Gewalt im Kopf
In a sense all film is entering into someone
else’s dreams. Maybe we can even share
dreams, exchange the same experiences.
(David Lynch)1
Tod, Sterben und Gewalt sind nicht erst seit Quentin Tarantino unverzichtbare Bestandteile des (Kino-)Films. Doch soll die Menge von Macho-, Kriegs- oder sonstigen Splatter- wie “Kampffilmen” hier nicht Revue passieren. Ebenso wenig soll hier die weit verbreitete Trennung zwischen “Kunstfilm” und kommerziellem Film beibehalten werden, denn sie ist obsolet. Außerdem sind Erörterungen über Film wenig sinnvoll, wenn die Filme nicht, aus welchen Gründen auch immer, leicht zu beschaffen bzw. vielen Leserinnen bekannt sind. Dagegen ist die Frage zu stellen, wie und warum Bilder der Gewalt2 in den zeitgenössischen Film Eingang finden konnten, welche Motive dahinter stehen und was diese evozieren sollen. Die Gesellschaft soll mit ihren Filmen konfrontiert werden.
Ausgangspunkt könnte FIGHT CLUB von David Fincher (USA 1999) sein: Männer prügeln sich, sie gehen mit bloßen Fäusten aufeinander los, um wieder etwas “Leben” zu spüren, gemeint ist: “Realität” oder das “Wahre” sei besser als die gesellschaftlichen Fiktion von Reichtum, Arbeit, Integration im gesellschaftlichen Leben – kurzum, sie sei besser als das, was wir als Normalität kennen. Die nächtlichen Szenen in abgelegenen Kellern und die anschließende Selbstzufriedenheit scheint deutlich zu machen, dass die Normalität in Wirklichkeit eine Lebenslüge zu sein scheint. Daher sprengt der Protagonist seine Wohnung, von der er berichtet, sie könnte dem Katalog eines Einrichtungshauses entstammen, kurzum in die Luft. (In Wirklichkeit ist die Story etwas komplexer, aber…