Gilles Deleuze, Félix Guattari: Rhizom (Merve Verlag Berlin)
Seit einigen Jahren können diese „Relektüren“ eifrig Zuträger für sich nutzen. Es sind die vielerlei Rückblicke, wie sie zum Zeitalter der Theorie publiziert worden sind, als wären diese Jahrzehnte ein für allemal vorbei. Die Heroen sind tot. Eine wichtige Gewährsfigur von einst wie Terry Eagleton, der sich im Jahr 2003 für ein Denken „After Theory“ ausgeprochen hatte, hält sich beflissen daran und veröffentlicht über das Böse, über den Sinn des Lebens oder gleich, wie soeben, über den Herrgott in allereigenster Gestalt. Wir sind, so sieht es aus, insgesamt in die Epoche der Relektüren eingetreten.
Um so deutlicher kommt zur Kenntlichkeit, dass die Schriften, denen diese Relektüren gelten, selber zu einem Gutteil Lektüreanleitungen waren. Einer der prominentesten dieser Baedeker durch Bücher fasste sich zum Beispiel so zusammen: „Findet die Stellen in einem Buch, mit denen ihr etwas anfangen könnt. Wir lesen und schreiben nicht mehr in der herkömmlichen Weise. Es gibt keinen Tod des Buches, sondern eine neue Art des Lesens. In einem Buch gibt’s nichts zu verstehen, aber viel, womit man etwas anfangen kann. Ein Buch muss mit etwas anderem eine Maschine bilden, es muß ein kleines Werkzeug für ein Außen sein. Keine Repräsentation der Welt, auch keine Welt als Bedeutungsstruktur. Das Buch ist kein Wurzel-Baum, sondern Teil eines Rhizoms, Plateau eines Rhizoms für den Leser, zu dem es passt. Die Kombinationen, Permutationen und Gebrauchsweisen sind dem Buch nie immanent, sondern hängen von seinen Verbindungen mit diesem oder jenem Außen ab. Jawohl, nehmt,…