Christian Huther
Harald Klingelhöller
Portikus, Frankfurt, 11.1. – 12.2.1992
Wenn man den Skulpturen von Harald Klingelhöller zum ersten Mal begegnet, kann man kaum glauben, daß er von der Sprache ausgeht, obwohl das rasch offensichtlich ist. Verständlich aber wird das erst später. Mit einem Blick ist es nicht getan, man muß sich erst regelrecht “einlesen”. Klingelhöller arbeitet nämlich mit großen Buchstaben, die er ineinander verschachtelt. Sprache wird in plastisches Vokabular umgewandelt, die Skulpturen erhalten eine eigene Grammatik. Der Sprachduktus verläuft, je nach Standort des Betrachters, entweder parallel oder kontrovers zum räumlichen Duktus.
Im Frankfurter Portikus zeigt der 1954 in Düsseldorf geborene und nun an der Karlsruher Akademie lehrende Künstler vier neue, beinahe in einer Reihe von links nach rechts angeordnete Arbeiten. Die Titel muß man sich merken, auch wenn sie im ersten Moment nichts auszusagen scheinen: “Ich bin hier, du bist hier” – “Als wäre nichts gehört” – “Als wäre nichts gesagt” – “Die Wohnung ist unverletzlich”. Klingelhöller arbeitet mit den ebenso gegensätzlichen wie fast immer spröde scheinenden Materialien Wellpappe, Edelstahl, Spiegelglas und Basalt. Die somit meist vorherrschenden graubraunen, nur bei Spiegelglas blinkenden Farbtupfer wirken eher eintönig als einladend.
Die erste Skulptur “Ich bin hier, du bist hier” ist mit dem Hauptmaterial Basalt für eine Aufstellung im Freien geeignet. Auf einer Metallplatte scheinen Buchstaben aufeinandergestapelt, beschwert oder hermetisch abgeschlossen von einem Stahlträger. Klingelhöller bleibt hier im Trennend-Abstrakten, während er bei der zweiten Arbeit “Als wäre nichts gehört” ein starkes Bild gefunden hat. Ein riesiges “O” ist von anderen Buchstaben eingepackt und ummantelt, das Ohr ist…