Hedwig Fijen
Schweizerische Widersprüche
Ein Gespräch mit der geschäftsführenden Direktorin der Manifesta-Stiftung
und Gründungsmitglied der Manifesta 1
Von Heinz-Norbert Jocks
Dank des Engagements von Hedwig Fijen, der Gründungsdirektorin der Manifesta 1 in Rotterdam, die seit 1996 gleichzeitig die geschäftsführende Direktorin der Manifesta-Stiftung in Amsterdam ist, hat sich diese zu einem der drei wichtigsten Großkunst-Events in Europa entwickelt.
Im Jahr 2001 initiierte sie ein theoretisches Programm, um die Manifesta als Biennale neu zu erfinden, bestehend aus dem Manifesta Journal, aus Manifesta Publikationen, Konferenzen wie den Manifesta Coffee Breaks und der Vortragsreihe zum Thema „Decoding Europe“.
Sie studierte Geschichte und Kunstgeschichte in Amsterdam, absolvierte in den 90ern eine Ausbildung als Kuratorin am niederländischen Office of Fine Arts und arbeitete danach als Ausstellungsmacherin. Heute als geschäftsführende Direktorin der Stiftung für die Organisation der Biennalen und die strategische Entwicklung der Manifesta verantwortlich, hält sie regelmäßig Vorträge und veröffentlicht Texte zum Kontext der Manifesta als Biennale.
Heinz-Norbert Jocks: Warum waren Sie vor kurzem in Palermo und nicht in Zürich?
HEDWIG FIJEN: Weil wir, weit im Voraus planend, dort die nächste Manifesta 12 vorbereiten. Deshalb hatte ich ein Gespräch mit Leoluca Orlando, dem Bürgermeister von Palermo. Eine unglaublich interessante Persönlichkeit, die, mich in die besondere Geschichte von Sizilien einführend, erzählte, dass die Gesellschaft dort keine hierarchisch, sondern eine lineare gegliederte ist. Es gibt einen Adel und eine Arbeiterklasse, aber keine Mittelklasse und keine Unterschicht. Die industrielle Revolution hatte keinerlei Auswirkungen auf diese Gegend. Mit dieser spezifischen Geschichte möchten wir uns im Rahmen der Manifesta 12 auseinandersetzen.
Warum haben Sie für Zürich Kontakt zu Michel…