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Gespräche mit Kunstvermittlern · von Hans-Jürgen Hafner · S. 392 - 395
Gespräche mit Kunstvermittlern , 2003

Kunst ist der wirklichste Angriff auf die übrige Realität

HANS-JÜRGEN HAFNER IM GESPRÄCH MIT DOROTHEA STRAUSS, DIREKTORIN DES KUNSTVEREIN FREIBURG

Hans-Jürgen Hafner: “Kein ort, nirgends” war letztes Jahr Titel einer Gruppenausstellung im Kunstverein Freiburg. Wie steht’s denn mit dem etwas aus der Mode gekommenen Thema ‘Utopie’ heute?

Dorothea Strauss: Die Ausstellung “Kein ort, nirgends” beschäftigte sich mit verschiedenen Ebenen einer Verführung ins Unbekannte, also sozusagen mit Orten, die gerade dadurch existieren, dass man sie nicht eindeutig definieren kann. Es ging um eine kalkulierte und gleichzeitig nicht zu kalkulierende Atmosphäre der Unsicherheit. Dabei sollte der Titel sich um das Paradoxum drehen, dass es eben Orte gibt, deren Qualität darin besteht, dass sie verschiedene Orte vereinen, bzw. unsere Fantasie an verschiedene Orte tragen. Solche Orte, solche “Heterotopien” sind Illusions- und Kompensationsräume wie z.B. Bibliotheken, Museen, Theater oder auch das Spiegelbild: Es zeigt uns an einem Ort, an dem wir nicht sind.

Sie verstehen Utopie also als eine Art vager Ortsbestimmung? Bei welchen Koordinaten ist die Kunst eingezeichnet?

Ausgangspunkt war, dass die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler alle durch die Schule der 90er gegangen sind: sie haben sich auf unterschiedliche Weise mit dem Diskurs, mit der Referenzialität, mit der Standortbestimmung von Kunst beschäftigt. Und haben daraus wirksame Kräfte sozusagen unsicherer, nicht eindeutig gesicherter Orte und Atmosphären entwickelt. Oder anders gesagt: In der Ausstellung ging es auch um die Behauptung eines neuen und selbstverständlichen Umgangs mit einer unmittelbaren Kraft von Kunst, die gleichermaßen reflektiert und rätselhaft erscheint. Was mich in der Ausstellung interessierte war die Frage, wie sich das Interesse…

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von Hans-Jürgen Hafner

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