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Titel: Insel Austria · von Peter Gorsen · S. 186 - 191
Titel: Insel Austria , 1987

Peter Gorsen
Maria Lassnig

Geb. 1919 in Kappel in Kärnten

Wenn ich von dieser Innenarchitektur aus die Brücke zur Außenwelt schlug, die für die Sinnen- und Augenfreude zeitweise als Ausweichprogramm ihr Recht beansprucht, so ging es zuerst vom begrenzten Sehfeld des Augenbogens aus; was auch ein Kind zuerst sieht; seine eigenen Arme und Beine als reales Bild.

Von da an begann die Zweiteilung in Innen- und Außenweltbilder. Zu den Außenweltbildern kamen in der letzten New Yorker Serie die Tiere als mir mysteriöse Wesen. Malerei ist als elementare Tätigkeit mein Meditationsinstrument, ich brauche keinen Shrink (Psychiater) oder Guru.
Maria Lassnig (1980)

Die Kunst der guten und schlechten Gefühle

Maria Lassnig malt eine Welt mit Nischen, wo das Subjekt noch mit sich allein sein darf und im »inneren Monolog« mit sich ins reine kommt. Das altgriechische »Erkenne dich selbst« zählt noch immer für eine Kunst, die im Selbstgespräch respektive Selbstbildnis keine Flucht aus der Wirklichkeit, sondern die Basis für eine Auseinandersetzung mit ihr sucht. Gegen das Stilkarussell der Moderne hat sich die Künstlerin mit einer asketischen Maxime gewappnet, die in vieler Hinsicht für ihren eigenen künstlerischen Weg in die Unabhängigkeit wie für die fragmentarische Geschichte der Künstlerinnen in den letzten zweihundert Jahren aufschlußreich ist: »Den Stil verwerfen! Man wird sich früh genug selbst ausbeuten!« Es ist eine Maxime, die an die weibliche Experimentierfreude mit der Droge Einsamkeit appelliert. »Frauen sind der Zurückgezogenheit in sich selbst besonders ausgeliefert, noch sind sie es, so wurde es ihre Stärke.«1 Im »weiblichen Unvermögen der Ausbeutung eines anderen« bekennt sich die Künstlerin…


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