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Ausstellungen: London · von Edgar Schmitz · S. 375 - 376
Ausstellungen: London , 2005

EDGAR SCHMITZ
Mischformen.

John Bock: Klütterkammer
ICA, London, 24.9. – 7.11.2004

In der fast kompletten Überformung des ICA, mit der John Bock sich hier präsentiert, stehen sich mindestens zwei sehr unterschiedliche Arten der Koppelung von Material und Person gegenüber. In der Totalinstallation der unteren Etage herrschen hemmungslose Überformung und unausgesetzte Berieselung. In einer Mischung aus Höhlenlabyrinth und Abenteuerspielplatz staffelt Bock Einzelsituationen, deren zusammengehämmerte Abschottung immer auch mit Erfahrungsintensität zu tun hat – sei es im Durchkriechen langer Röhren, das demonstrativ als Eingang in die Ausstellung inszeniert ist (auch wenn man das ganze ebensogut aufrecht durch die danebenliegende und ebenfalls von Bock installierte Tür betreten kann); oder sei es in der multimedialen Dichte der in die Abteilungen eingelagerten Arbeiten anderer Künstler und Bezugspunkte, mit denen Bock die gesamte Anlage als erweitertes Künstlerego auffaltet – ein bisschen The Cure, ein bisschen Jonathan Meese, Gelatin und Cindy Sherman und die verschiedenartigsten Überlagerungen, die sich zwischen ihnen und der Gesamteinbindung dann ergeben.

Zu diesen scheinbar erlebbaren Erfahrungsräumen gehört auch Sarah Lucas’ Rauchstuhl, in dem der Benutzer sich demonstrativ sichtbar in die über Kopf angebrachte Kiste zurückziehen kann. Die Arbeit ist offensives Rückzugsangebot und erstellt eigentllich einen exponiert abgeschnittenen Raum für das Verrauchte. Weil man an ihm aber hier nur vorbeigehen kann anstatt auf ihm zu sitzen, ist er von Kippenbergers theatralisch inszeniertem Froschkruzifix dann doch nicht so weit entfernt – beide verweisen auf mit Pathos aufgeladene Künstlerpositionen, die sich realiter längst von der Kanonisierung ihrer scheinbar respektlosen Urheber haben einholen lassen.

Bock arbeitet sich daran nicht ab, sondern…



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